Interpellationsbeantwortung betreffend die Energiepolitik (Nr. 87/2011)
Landtagspräsident Arthur Brunhart
Wir kommen somit zu Traktandum 4: Interpellationsbeantwortung betreffend die Energiepolitik.
Die Beantwortung der Regierung trägt die Nr. 87/2011.
Ich gebe das Wort dem Mitinterpellanten Gerold Büchel.Abg. Gerold Büchel
Vielen Dank, Herr Landtagspräsident, für das Wort. Geschätzte Abgeordnete. Beginnend möchte ich mich bei der Regierung für die Beantwortung unserer Fragen bedanken. Unbestritten scheint das Ziel der Liechtensteiner Energiepolitik zu sein, welches die Steigerung des Eigenversorungsgrades hat. Wie im vorliegenden Bericht punktgenau ausgeführt, kann der Eigenversorgungsgrad nur durch den Ausbau von erneuerbaren Energien erreicht werden.
So freut es mich auf die Frage 1 hin zu erfahren, dass die Erarbeitung des Energiekonzepts 2020 noch in diesem Jahr abgeschlossen wird und der Anteil an erneuerbaren Energien und somit der Eigenversorungsgrad auf 20% erhöht werden soll, was immerhin eine Verdoppelung des Eigenversorgungsgrads in acht Jahren darstellt. Die Zielsetzung mit der Formel 20/20/20 - 20% Effizienzsteigerung, 20% erneuerbare Energien und 20% CO2-Einsparung - ist für mich erfreulich, kann und darf aber nur als ein weiterer Schritt in unserer Energiepolitik gesehen werden. Im Jahr 2004 hat sich die Regierung zum Ziel gesetzt, dass Liechtenstein energiepolitisch eine Vorbildfunktion einnehmen will.
Wenn doch die Zielsetzung 2020 erfreulich ausfällt, so wird diese Zielsetzung uns im energiepolitischen Gesamtkontext noch nicht zum Vorbild werden lassen. Energiepolitische Zielsetzungen unserer Nachbarländer haben hier vergleichbare, wenn nicht weiter reichende Agenden. Ich würde es begrüssen, wenn sich die Regierung zusätzlich weiterführende Gedanken, unter der von ihr in diesem Bericht formulierten Prämisse - Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit, Umwelt- und Sozialverträglichkeit - über das Jahr 2020 hinaus macht.
Auf unsere zweite Frage, wie der künftige Energiemix in Liechtenstein nach Ansicht der Regierung aussehen soll, wird auf die Problematik von externen Faktoren, welche sehr volatil sind, hingewiesen. Kann die Regierung Ausführungen dazu machen, um welche externen Faktoren es sich hierbei handelt und ob in der Zukunft Verbesserungspotenzial in der Einschätzung solcher externer Faktoren angestrebt bzw. möglich ist? Generell wäre es für die Energiestrategie 2020 wünschenswert, wenn, wie unter Frage 4 in Aussicht gestellt, Zielwerte bezüglich den verschiedenen Energiequellenanteilen genannt werden, vor allem auch bei der Aufschlüsselung der verschiedenen erneuerbaren Energiequellen.
Auf Seite 14 des vorliegenden Berichts wird ausgeführt, dass die Pumpspeicherung verwendet wird, um überschüssige Energie aus erneuerbaren und nicht erneuerbaren Quellen in Spitzenstrom umzuwandeln. Vor allem beim steigendem Anteil erneuerbarer Energien wird die Möglichkeit der Energiespeicherung an Bedeutung gewinnen. Auch wenn aus wirtschaftlicher Sicht nicht so attraktiv, so denke ich, sollte das Pumpspeicherkraftwerk in erster Priorität für die Speicherung von im Inland produziertem Stromüberschuss verwendet werden. Wie sieht hierzu die Meinung der Regierung aus?
Generell darf man auf die Energiestrategie 2020 gespannt sein, welche einige der in dieser Interpellation gestellten Fragen noch weiter beleuchten sollte. Die Energiepolitik ist im Wandel und steht bei uns noch in den Anfängen der Veränderung. Sowohl die Energiegewinnung wie auch die Energieversorgung werden sich stark verändern, was auch konzeptionelle Folgen für unsere öffentlichen wie auch privaten Unternehmen haben wird. Wir müssen uns frühzeitig auf diese neuen Rahmenbedingungen einstellen, die Strategie und deren Konsequenzen entsprechend anpassen. Das Land Liechtenstein hat aufgrund seiner Kleinheit die Chance, eine Vorreiterrolle wahrzunehmen. Nutzen wir diese Chance!
Ich danke der Regierung für Ihre Ausführungen, freue mich auf die Unterlagen zur Energiepolitik 2020 und stelle Antrag auf Diskussion. Danke.Landtagspräsident Arthur Brunhart
Danke. Ich gebe das Wort dem Mitinterpellanten Rainer Gopp.Abg. Rainer Gopp
Vielen Dank, Herr Präsident, für das Wort. Guten Morgen, geschätzte Damen und Herren Abgeordnete. Ich bedanke mich bei der Regierung für die Beantwortung unserer Fragen zur Energiepolitik. Ich begrüsse es sehr, dass noch in diesem Jahr das Energiekonzept 2020 verabschiedet werden soll. Ich bin bereits heute gespannt auf die konkreten Massnahmen sowie auf die noch detailliertere Darstellung der von uns in dieser Interpellation aufgeworfenen Fragen.
Bei der Beantwortung der ersten Frage führt die Regierung aus, sich bereits beim letzten Energiekonzept «Liechtenstein 2013» zum Ziel gesetzt zu haben, dass Liechtenstein energiepolitisch eine Vorbildfunktion einnehmen soll. Aus diesem Grunde hätte ich mir gerade im Bereich der erneuerbaren Energien eine etwas ambitiösere Zielsetzung gewünscht. Als Kleinstaat hätten wir die Möglichkeit, gerade in Umwelt- und Energiethemen Vorreiter zu sein und das könnte - gerade in Zeiten von Fukushima - ein nicht zu unterschätzender Profilierungs- und Reputationsfaktor sein. Man kann davon ausgehen, dass mit dem Commitment verschiedenster Staaten zum Atomausstieg auch der Druck zunehmen wird und somit die Technologieschritte im Bereich der erneuerbaren Energien schneller vorangehen werden als in den vergangen Jahren. Darin sind sich auch viele Fachleute einig. Vielleicht kann die Regierung noch nähere Ausführungen machen, wie die Zielzahl «20% erneuerbare Energien» zustande kam und wie diese im Vergleich mit umliegenden Staaten aussieht.
Ebenfalls bitte ich die Regierung, sofern möglich, noch genauer als in der Interpellationsbeantwortung auszuführen, wie der Stand der Dinge in Sachen Windenergie ist. Im Ursenental im Kanton Uri - ebenfalls ein Föhntal wie das Rheintal - wurden drei kleine Windräder auf einem Bergkamm auf 1'800 bis 2'000 Meter ü.M. installiert und dies mit gutem Erfolg. Der Eingriff in die Landschaft war dort, soweit ich das beurteilen kann, ebenfalls vertretbar. Wie beurteilt die Regierung die Situation bei uns? Wären kleine Windräder auf einem Bergkamm bei uns ebenfalls vorstellbar und sinnvoll?
Bei der Energieeffizienz legt die Regierung ebenfalls das Ziel einer Steigerung von 20% fest. Konkrete Informationen sind in diesem Bereich in der Interpellationsbeantwortung allerdings nicht enthalten. Vor allem kam für mich bei den Ausführungen der Regierung das Thema des Energiesparens zu kurz. Wissenstransfer, sprich Sensibilisierungskampagnen in allen Ehren, dies kann aber nur ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung sein. Mir fehlt hier in der Interpellationsbeantwortung das Visionäre, das wirklich Zielführende.
Gerade im Bereich der Gebäude gibt es noch sehr viel Potenzial. Nach Ansicht vieler Experten sind gar PlusEnergieBauten die Zukunft. Also Häuser, die zum Teil bei Weitem mehr Energie liefern als sie verbrauchen. Auch in Liechtenstein und im Rheintal gibt es bereits ein paar wenige solcher Häuser. Wäre dies nicht allenfalls ein Bereich, wo sich Liechtenstein als Vorbild hervortun könnte? Wäre es nicht ein visionäres Ziel für unser Land, die sparsamsten Gebäude - zum Beispiel Verwaltungsgebäude - zu haben und mit diesen gar eine Überproduktion zu erzielen? Dies ist heute absolut möglich. In der Schweiz gab es Untersuchungen, die belegen, dass wenn pro Jahr nur 2% der gesamten Gebäudesubstanz auf den Plus-Energie-Baustandard gebracht würden, dies die gleiche Menge an Stromeinsparungen brächte, um in zehn Jahren alle schweizerischen Kernkraftwerke ersetzen zu können. Es lohnt sich darüber nachzudenken.
Dies ist heute machbar und würde nicht nur die energiepolitischen Zielsetzungen übertreffen, sondern wäre zudem auch ein grosser Gewinn für das heimische Gewerbe. Zuerst mit Priorität 1 sich über das Energiesparen Gedanken zu machen und dann, zwar gleichzeitig aber als Priorität 2, erneuerbare Energiequellen zu fördern, wäre meines Erachtens der richtige Ansatz. Für mich ist es nicht legitim, wenn Experten nur stets die stetige Steigerung des Stromverbrauchs in den letzten Jahren ins Feld führen, wenn es um energiepolitische Entscheide geht. Verschiedenste Vorkommnisse - auch das hat Fukushima bewiesen - können beim Menschen zu einem Umdenken führen, obwohl dies zugegebenermassen nicht immer leicht ist. Aber natürlich: Solche Potenziale wie zum Beispiel mit PlusEnergieBauten müssen genutzt werden, ansonsten die Experten Recht behalten und der Stromverbrauch auch künftig weiter steigen wird.
Ich bitte die Regierung auszuführen, ob Überlegungen in diese Richtung im Energiekonzept 2020 einfliessen werden und können sie allenfalls schon ausführen, ob dies ein gangbarer Weg für Liechtenstein wäre, als wirkliches energiepolitisches Vorbild in diesem Kontext zu gelten? Könnte dies nicht ein zusätzlicher Beitrag für einen Reputationsgewinn Liechtensteins sein?
Landtagspräsident Arthur Brunhart
Danke. Der Abg. Gerold Büchel hat Antrag auf Diskussion gestellt. Wir stimmen darüber ab: Wer mit diesem Antrag einverstanden ist, möge bitte abstimmen.Abstimmung: Einhellige Zustimmung
Landtagspräsident Arthur Brunhart
Damit ist dem Antrag einhellig stattgegeben. Ich gebe somit das Wort dem stv. Abg. Dominik Oehri.Stv. Abg. Dominik Oehri
Sehr geehrter Herr Präsident, danke für das Wort. Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete, guten Morgen. Aufgrund meines beruflichen Hintergrundes möchte ich mich ebenfalls zur vorliegenden Interpellationsbeantwortung äussern. An dieser Stelle danke ich recht herzlich den Interpellanten für die interessante Fragestellung und der Regierung für deren Beantwortung. Der vorliegende Bericht erlaubt es mir, meine Äusserungen kurz zu fassen.
Die Beantwortung der Interpellation zeigt ein umfassendes Gesamtbild über den aktuellen Stand des Energieverbrauches im Jahre 2010 im Fürstentum Liechtenstein. Des Weiteren wurden die genutzten Energiequellen und die Stromproduktion im Inland umfangreich erläutert. Leider fehlt in dieser Beantwortung jegliche Aussage über die grundlegende Nutzung der verschiedenen Energieträger. Um überhaupt eine aussagekräftige Diskussion in der Energiepolitik zu führen, müssen die Aussagen über den Energiebedarf auf die grundlegenden Verbrauchsformen - Wärmeenergie, Elektrizität und Mobilität - heruntergebrochen werden. Aufgrund der Energieform Elektrizität ist ersichtlich, warum dies notwendig ist. Elektrizität wird im täglichen Leben bei fast allen Geräten benötigt. Elektrizität wird aber auch in der Mobilität zur Beförderung von Personen und Gütern eingesetzt. Durch moderne Elektroheizungen wie Wärmepumpen wird auch Wärmeenergie produziert, die jedoch von der Produktion der elektrischen Energie bis zur Abwandlung in nutzbare Wärmeenergie einen sehr bescheidenen Wirkungsgrad erzielt.
Meines Erachtens kann nur auf dieser Grundlage eine zukünftige Energiepolitik gestaltet werden. Greifbare Aussagen zur zukünftigen Energiepolitik des Fürstentums Liechtenstein sind in dieser Interpellationsbeantwortung nicht getätigt worden. Es wird für die Energiepolitik auf das Energiekonzept 2020 verwiesen, das eine 20-prozentige Energieeffizienzsteigerung, einen 20%-Anteil erneuerbare Energie und 20% Einsparung des CO2-Ausstosses zum Vergleichsjahr 1990 beinhaltet.
In diesem Zusammenhang sind mir noch drei Fragen aufgetaucht. Auf Seite 10 wird bei der elektrischen Energie aufgrund des steigenden Einsatzes von erneuerbaren Technologien - wie Wasser/Sonne/Wind/Wärmepumpe - von einer Zunahme gesprochen. Eine Zunahme durch die Wärmeerzeugung mit Wärmepumpen ist nachvollziehbar. Vielleicht könnten Sie mir, Herr Regierungschef-Stellvertreter Meyer, erläutern, worauf sich ein steigenden Bedarf durch die erneuerbaren Technologien Wasser, Sonne und Wind zurückführt. Ein Widerspruch öffnete sich mir auf dem letzten Abschnitt der Seite 11, wo es heisst: «Um den Anteil des Eigenversorgungsgrades zu erhöhen, ist es angezeigt, den Stromverbrauch zu stabilisieren bzw. zu senken». Kann dies darauf zurückgeführt werden, dass der Wärmeenergiebedarf durch andere Energiequellen, wie zum Beispiel Biogas oder durch thermische Sonnenkollektoren zur Reduktion des primären Strombedarfs bei Wärempumpen erfolgen soll? Im Bericht wurde die Nutzung der Tiefengeothermie, Pumpspeicherkraftwerke, Windenergie und der Wasserkraftnutzung am Alpenrhein behandelt. Wie sieht es mit der Produktion und der Nutzung von Biogas zur Wärme- und Stromproduktion aus?
Die vorliegende Beantwortung lässt eine grosse Neugierde auf das Energiekonzept 2020 aufkommen und ich bin gespannt auf den Inhalt dieses Konzepts. Danke.Abg. Pepo Frick
Vielen Dank. Diese Interpellationsbeantwortung bietet viele Zahlen, Fakten und Zielsetzungen, aber leider wenig nachhaltige Massnahmen, wie sie in der Zusammenfassung angetönt werden. Die Frage 8 erkundigt sich nach der künftigen Strategie im Bereich des Energiesparens. Die Regierung geht mit keinem Wort darauf ein. Es ist aber unrealistisch, das Wachstum alleine mit einer verbesserten Energieeffizienz in den Griff zu bekommen. Ohne Änderung des Verhaltens der Wirtschaft und der Bevölkerung wird es nicht gehen. Es muss ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass ein Einsparen von Energie der besste Umgang mit Energie ist. Energiesparen ist bei gleichbleibender Lebensqualität in fast allen Bereichen möglich. Zukunftsfähig ist allein der beschleunigte Systemwechsel zu den erneuerbaren Energien. Dies wird von der Regierung festgestellt. Aber er wird auf absehbare Zeit mit der heutigen prognostizierten Steigerung des weltweiten Energiebedarfs selbst dann nicht mithalten, wenn zugleich die Energieeffizienz nach Kräften forciert wird. Darum ist Energiesuffizienz, was nichts anderes als sparen bedeutet, unverzichtbar. Die Industrieländer müssen damit beginnen, so wie sie mit der Eskalation des Bedarfs an fossiler Energie begonnen haben, denn für die Entwicklungsländer muss wenigstens auf kurze Zeit ein Nachholpotenzial erhalten bleiben. Gelingt die Verlangsamung des Energiebedarfes nicht, ist die menschliche Zivilisation akut gefährdet. Damit sie gelingen kann, ist zupackendes, politisches Handeln erforderlich.
Ich befürchte, dass das Energiekonzept 2020 sehr unverbindlich sein wird. Aber reine Absichtserklärungen ohne verbindliche Verpflichtung in einem Gesetz werden mit grosser Wahrscheinlichkeit wirkungslos bleiben. Es braucht eben auch eine Aufnahme der Ziele, vor allem des CO2-Ziels, in ein Gesetz. Danke.Landtagspräsident Arthur Brunhart
Danke. Ich gebe somit das Wort dem Herrn Regierungschef-Stellvertreter Martin Meyer.Regierungschef-Stellvertreter Martin Meyer
Danke, Herr Präsident, für das Wort. Ich möchte mit einigen allgemeinen Ausführungen beginnen. Sie haben in der Debatte jetzt das Energiekonzept 2020 angesprochen bzw. die Energievision 2020, wie wir das in unserer Beantwortung auch ausgeführt haben. Es ist richtig, dass die Regierung hier zahlreiche Querverweise auf die Energievision 2020 macht. Es hat auch damit zu tun, dass wir nicht alle Massnahmen und alle Fakten, die wir in dieser Vision darstellen, bereits jetzt schon zur Diskussion stellen wollten, weil das ein aktuell laufender Prozess ist und sich einige Schwerpunkte auch noch verändern können.
Wie ist diese Energievision 2020 aufgebaut? Wir werden Ihnen in der Energievision 2020 die Ausgangslage schildern und auf externe Entwicklungsfaktoren aufmerksam machen. Wir werden uns über internationale Energiepolitik unterhalten, wir werden auch einen Blick auf das Marktverhalten des Endkunden werfen und eine Entwicklungsperspektive für Liechtenstein aufzeigen. Diese Entwicklungsperspektive hat drei Zielsetzungen und diese Faustformel 20/20/20 wurde auch in der Interpellationsbeantwortung entsprechend ausgeführt. Das bedeutet 20% Energieeffizienzsteigerung, 20% Anteil erneuerbarer Energien im Inland sowie 20% CO2-Reduktion zum Basisjahr 1990. Aus diesen Zielsetzungen werden strategische Handlungsfelder abgeleitet. Dort gehört natürlich die Mobilität dazu, wie das auch der Abg. Dominik Oehri ausgeführt hat. Dort gehören auch andere Handlungsfelder dazu und abgeleitet aus diesen Handlungsfeldern werden wir dann spezifische Massnahmen in Vorschlag bringen.
Eines vorweg: Die Befürchtung des Abg. Pepo Frick hoffe ich nicht teilen zu müssen. Die derzeitigen Entwürfe des Energiekonzeptes 2020 sind sehr detailliert, mit zahlreichen Massnahmen hinterlegt und die Verantwortlichen, die an dieser Studie bzw. an dieser Strategie arbeiten - das ist ein interdisziplinär zusammengesetztes Projekt mit sehr vielen Leuten aus Praxis und aus Wissenschaft - machen sich die Aufgabe nicht einfach, sondern sie versuchen wirklich handfeste Massnahmen, die nachher auch umsetzbar sind, in diesem Konzept zu hinterlegen.
Nun zu einigen Detailfragen: Wie soll der Energiemix des Jahres 2020 aussehen? Diese Frage ist in der Tat sehr schwierig zu beantworten, weil sie auch von vielen Faktoren abhängt. Ich möchte Ihnen das kurz schildern: Um den Anteil der verschiedenen Energieträger am Energiemix voraussagen zu können bzw. um hier auch konkrete Zielwerte definieren zu können, müssen die konkreten Potenziale der verschiedenen Energieträger bzw. Energieformen bekannt sein. Und dabei gilt es in der Diskussion zu unterscheiden zwischen dem theoretischen Potenzial - beim Beispiel der Fotovoltaik: das sind alle freien Flächen in Liechtenstein, welche mit Fotovoltaik bebaut werden können - und einem wirtschaftlichen Potenzial. Hier gibt es Kosten-Nutzen-Betrachtungen. Und dieses wirtschaftliche Potenzial zu bestimmen ist relativ schwierig und bei verschiedenen Energieformen - auch das zeigen die jetzigen Potenzialanalysen - ist es überhaupt noch nicht bekannt. Zum Beispiel Geothermie oder die Windenergie, welche Sie jetzt in der Debatte auch angesprochen haben. Dann kommen dazu auch die externen Faktoren. Das hat die Regierung in ihrer Interpellationsbeantwortung ausgeführt und darauf bezieht sich auch die Frage des Abg. Gerold Büchel. Externe Faktoren sind Trends. Das sind Erscheinungen, die auch von unserem Land und von den Verantwortlichen nicht vorherbestimmt werden können. Im Inland können das Diskussionen sein: Wie ist Windkraft politisch überhaupt opportun? Da kommen nebst dem ökologischen Aspekt ganz andere Aspekte zum Tragen - Landschaftsschutz, Umweltschutz. Man stelle sich Windräder von einer Grösse von 120 Metern hier im Rheintal vor oder auch anderes. Das braucht eine gesellschaftspolitische Diskussion. Ein anderes Thema - und das haben wir in der Vergangenheit auch schon diskutiert: Wasserkraftnutzung am Alpenrhein. Ist das politisch erwünscht? Ist das gesellschaftspolitisch erwünscht? Findet man hier einen Kompromiss zwischen den ökologischen Interessen und den wirtschaftlichen Interessen? Das theoretische Potenzial am Alpenrhein ist da. Die Frage ist: Gibt es ein Konzept, das einen Interessenausgleich zwischen den verschiedensten Anspruchsgruppen findet, sodass das auch entsprechend als Projekt umgesetzt werden kann?
Dann gibt es aber, wenn man sich die verschiedenen Technologien ansieht, auch ganz klar verschiedene Herausforderungen, die daraus entstehen. Zum Beispiel bei der Windkraft geht es, wenn man sich jetzt die Offshore-Windparks anschaut, an denen sich die LKW beispielweise in der Ostsee beteiligen, um den Transport über grosse Distanzen zu den Verbrauchern, es geht um Abstimmung von Erzeugung und Verbrauch, es geht um Speicher- und Regelfragen im Bereich der Elektrizität und anderes. Dieselben Fragen stellen sich bei der Fotovoltaik. Herausforderungen können sein: Speicher- und Regelfragen für die Elektrizität, die Abstimmung von Erzeugung und Verbrauch, die Messkosten und Einspeisekonditionen, gerade bei kleinen Anlagen. Auch die Frage, zu welchen Konditionen Überschüsse ins Netz eingespeist werden können oder auch die Frage der Reduktion der Gesamtkosten, beispielsweise durch günstige Trägersysteme und Montageverfahren für die Module. Also hier sehen Sie, das sind viele, viele Fragen wirtschaftlicher Natur, aber auch technologischer Natur und die sind nicht alleine von uns abhängig. Wir können evaluieren, welche Potenziale in Liechtenstein vorhanden sind, welche theoretischen Potenziale, welche wirtschaftlichen Potenziale. Ob die dann aber auch entsprechend umgesetzt werden können, das ist eine andere Frage.
Dann hat der Abg. Büchel auch noch die Frage zum Pumpspeicherkraftwerk gestellt. Natürlich ist beim Thema Pumpspeicherkraftwerk vor allem die Speicherung von im Inland produziertem Stromüberschuss gemeint. Dies ist derzeit vor allem die Fotovoltaik und je nach Ausbau kann sich das natürlich auch um andere erneuerbare Energieformen handeln, deren Intensität von der Bereitstellung nicht beeinflusst werden kann. Also wann scheint die Sonne, wann weht der Wind? Das führt dann dazu, dass Sie Spitzen in der Produktion haben oder nicht.
Der Abg. Rainer Gopp hat noch die Frage gestellt, wie diese 20%-Zielsetzung im Vergleich zu den umliegenden Ländern aussieht. Hierzu kann ich Ihnen als Antwort geben, dass die Ausgangslage natürlich völlig unterschiedlich ist. Wenn Sie sich Österreich anschauen, stellen Sie fest, dass unsere Nachbarn aufgrund der hohen Wasserkraftnutzung einen relativ hohen Eigenversorgungsgrad haben. Wenn Sie sich andere Länder anschauen, ist das ähnlich. Dann gibt es Länder, die sind, wenn man sich das jetzt nur bei der Stromversorgung anschaut, vorwiegend von Atomkraft abhängig. Dort wird der Anteil an erneuerbarer Stromerzeugung wahrscheinlich gegen Null tendieren. Also so ist das von Land zu Land unterschiedlich. Wir bewegen uns aber mit dieser 20%-Zielsetzung in einem internationalen Kontext. Das ist auch die Zielformel, welche die Europäische Union für ihre Mitgliedstaaten für das Jahr 2020 vorgegeben hat.
Und dann möchte Ihnen und auch dem Abg. Dominik Oehri als auch dem Abg. Pepo Frick einige Hinweise darauf geben, von welchen Massnahmen wir denn im Energiekonzept 2020 sprechen: Also wir reden von Effizienz- und Suffizienzmassnahmen. Wir reden auch von erneuerbaren Energiemassnahmen, und wir reden auch von ganz, ganz spezifischen Umsetzungsmassnahmen, welche heute noch nicht in einer politischen Diskussion sind. Bei den Effizienzmassnahmen geht es zum Beispiel um die Ausschöpfung der Effizienzpotenziale in der Haustechnik, es geht um die Ausschöpfung der Effizienzpotenziale im Gewerbe- und Industriebereich, es geht um die Beschleunigung und Intensivierung der energetischen Gebäudesanierung und des energieeffizienten Bauens, es geht um die Einhaltung von aktuellen Neubaustandards usw.
Der Abg. Pepo Frick hat auch die Frage nach den Suffizienzmassnahmen angesprochen. Hier haben wir auch spezifische Dinge vorgesehen, die wir dann in der politischen Diskussion in Vorschlag bringen möchten. Es geht aber auch, wie bis anhin, um die solare Nutzung. Das Energiekonzept wird sich selbstverständlich auch mit Wind, Wasser, Erdwärme, Geothermie, Biomasse und anderem beschäftigen.
Dann noch eine Detailfrage, die ich noch beantworten muss: Biomasseressourcen sind natürlich bei uns im Land begrenzt. Die fallen vor allem als landwirtschaftliche Abfälle an. Man kann die nutzen, man braucht dann aber eine entsprechende Biogasanlage. Und eine Biogasanlage wird ja aktuell - wir haben das im Bericht ja auch ausgeführt - von der Liechtensteinischen Gasversorgung in Bendern in Zusammenarbeit mit der ARA realisiert.
Dann hat der Abg. Dominik Oehri noch den Hinweis gemacht auf fehlende Aussagen zu den Verbrauchsformen. Das ist insofern richtig, Sie finden aber detaillierte Unterlagen in der Energiestatistik 2010, welche ja auch öffentlich zugänglich ist. Und in Bezug auf den Energieverbrauch wird die Regierung dann auch detaillierte Ausführungen in ihrer Energievision 2020 machen. Wir haben zu diesem Zweck auch ein entsprechendes Energieflussdiagramm erarbeiten lassen.
Betreffend der Nutzung von Tiefengeothermie und Windkraft habe ich mich bereits geäussert. Zur Tiefengeothermie kann man ausführen, dass diese Untersuchungen weitergeführt werden. Im Moment ist die Ressourcenanalyse abgeschlossen. Es soll dann noch einmal eine öffentliche Berichterstattung stattfinden und meines Wissens ist dann auch noch einmal eine politische Diskussion im Landtag geplant.
Dann zum Stand der Windkraftabklärungen: Sie wissen, dass im Moment verschiedene Messungen stattfinden. Diese Messungen sind noch nicht abgeschlossen. Man wird dann anhand dieser Messergebnisse sehen, ob der Einsatz von Windkraft in Liechtenstein Potenzial hat oder nicht. Und wenn dies Potenzial hat, dann braucht das auch eine entsprechende gesellschaftspolitische Diskussion.
Dann hat der Abg. Dominik Oehri noch zwei kleine Hinweise auf den Seiten 10 und 11 gegeben. Diese kann ich so jetzt im Detail nicht nicht beantworten. Ich werde aber diese Fragen mitnehmen, und wir können uns dann dazu auch noch bilateral austauschen. Besten Dank.Landtagspräsident Arthur Brunhart
Danke, Herr Regierungschef-Stellvertreter, für die Beantwortung der Fragen. Wenn es aus dem Plenum keine weiteren Fragen gibt, haben wir die Interpellationsbeantwortung zur Kenntnis genommen und Traktandum 4 abgeschlossen. -ooOoo-