GESETZ ÜBER DIE ABÄNDERUNG DES SCHULGESETZES (REFORM DER SEKUNDARSTUFE) (NR. 148/1999), 1. LESUNG [FORTSETZUNG]
Landtagspräsident Peter Wolff:
Meine Herren. Wir setzen die Eintretensdebatte zu Punkt 18 unserer Tagesordnung - Schulstrukturreform - fort. Am Wort ist der Herr Landtagsvizepräsident Otmar Hasler.Landtagsvizepräsident Otmar Hasler:
Herr Präsident, meine Damen und Herren. Wir haben schon eine recht ausführliche Eintretensdebatte über die Strukturreform hinter uns. Trotzdem möchte ich mich zu diesem doch sehr wichtigen Thema für unsere Schule auch in diese Eintretensdebatte einbringen. Dabei ist es mir ein Anliegen, dass sowohl diejenigen, die gegen die geplante Strukturreform argumentieren, wie diejenigen, die für die geplante Strukturreform argumentieren, dies zum Wohle der Kinder tun. Ich halte nichts von Schlagworten, wie ich sie eben auch schon gehört habe, nämlich von der Hartnäckigkeit der Vorurteile, von pädagogischem Unwissen und so weiter.Ich habe mich auch schon öffentlich zur Strukturreform, wie sie vorgeschlagen wird, geäussert und habe mich gegen die vorgeschlagene Strukturreform gewandt. Ich habe mir dann auch die Mühe gemacht, über unser Land hinauszuschauen. Ich habe mich auch in Verbindung gesetzt mit Wissenschaftlern, die andere Strukturreformen begleitet haben. Ich habe mich auch eingelesen. Ich sage das ausdrücklich deshalb, weil oft einfach gesagt wird: Die Lehrer vertreten nur ihre Interessen, das ist nur der sogenannte Standesvorteil. Sie schauen nicht über ihre tägliche Arbeit hinaus. Ich bemühe mich zumindest, auch wenn ich natürlich geprägt bin von meiner Arbeit auf der Realschulebene. Aber ich bin ja - und das nicht nur nebenbei - auch Vater von 4 Kindern. Diese durchlaufen alle auch eine Schullaufbahn. Ich kann deshalb wie auch andere, die nicht Lehrer sind, das von dieser Seite her beobachten. Die Qualität von Schule lässt sich nur über deren Zwecke und Ziele als Institution formulieren. Je nach Funktion, die herausgestrichen oder besonders belichtet wird, kann die Qualität von Schule anders bestimmt werden. Demokratisch verfasste Gesellschaften zeichnen sich dadurch aus, dass verschiedene Vorstellungen über die Gestaltung des Schulsystems und über die Qualität von Schulen vertreten und diskutiert werden. Aber auch pluralistische und sich wandelnde Gesellschaften können auf eine verbindliche Orientierung und auf einen Grundkonsens darüber, welchen Zwecken Schulen dienen und nach welchen Prinzipien sie gestaltet werden sollen, nicht verzichten. Ohne eine Bezugs- und Orientierungsphase kann keine Schule funktionieren und kann keine Arbeit mit und in Schulen auf Dauer produktiv sein. Die Schulstruktur bildet das Fundament aller dieser gesetzlich verankerten und daher verbindlichen Bezugs- und Orientierungspunkte. Auf ihr gründen die Bedingungen, welche einerseits Lehrpersonen vorfinden, um gezielte, Schüler und Schülerinnen fördernde und fordernde pädagogische Arbeit zu leisten und andererseits Schülerinnen und Schüler antreffen, um sich weiterzuentwickeln. Diese zentrale Rolle einer festgelegten Schulstruktur macht deutlich, dass vorgesehene, strukturelle Veränderungsprozesse sehr gründlich analysiert werden müssen. Ich habe kürzlich in einer Stellungnahme der Freien Liste zur Schulreform gelesen, dass kaum jemand die Chancen der Strukturreform kennt und kaum jemand weiss, wohin sich eine moderne Schule entwickelt bzw. entwickeln muss. Diese Aussage verwundert nicht, da es der Antwort auf diese Frage eine voranzustellende, unabdingbar notwendige Klärung bedarf, welche darin besteht, aufzuzeigen, worin die Stärken und Defizite der bestehenden Struktur liegen. Wie kann Veränderung begründet werden, wenn vorher nicht eine fundierte Analyse der festgelegten Normerreichung der Schülerinnen und Schüler durchgeführt worden ist. Wie will man zukünftige Verbesserungen anbringen, wenn nicht bekannt ist, worin die heutigen Stärken und Defizite liegen. Eine solch grundlegende Analyse wurde bis zum heutigen Zeitpunkt nicht durchgeführt, sodass sich diesbezüglich kein gesichertes Datenmaterial finden lässt. Über diese Nachlässigkeit hinwegtäuschen kann auch der Verweis auf den 250 Seiten dicken Bericht und Antrag der Regierung nicht, wie es das liechtensteinische Schulamt in seiner Stellungnahme in den Landeszeitungen am Mittwoch, den 17. Mai 2000, gemacht hat. Ich respektiere - das möchte ich sagen - ich respektiere diese Vorarbeit sehr, die hier gemacht wurde. Ich möchte das nicht einfach schlecht machen, nur das ist meine konkrete Kritik, denn diesem Bericht liegt keine fundierte Analyse der bestehenden Situation zugrunde, sondern es wird einzig aufgrund von beobachteten Tendenzen versucht, die vorgeschlagene Strukturreform zu begründen. Eine solche Vorgehensweise lehne ich gerade auch im Hinblick auf die Bedeutung eines solchen strukturellen Veränderungsprozesses ab. Als vordergründiges Defizit des heutigen Schulsystem wird die Stigmatisierung der Oberschülerinnen und -schüler erwähnt. Ich kann dieses Problem durchaus nachvollziehen und ich wünsche mir eine Verbesserung hinsichtlich des gesellschaftlichen Ansehens dieser Schülerinnen und Schüler. Wie dieser Wunsch bereits ausdrückt, handelt es sich bei diesem Defizit allerdings nicht um eines der Normerreichung der Schülerinnen und Schüler, sondern um ein gesellschaftliches. Die Lehrstellen und Berufschancen der Absolventinnen und Absolventen der Oberschule werden für geringer gehalten, als diejenige der anderen Schüler. Das Ziel einer Veränderung muss also in erster Linie die Verbesserung der Berufschancen dieser Schülerinnen und Schüler anvisieren. Es darf aber nicht verschwiegen werden, dass es in jedem Schulsystem und in jeder Schulstruktur schwache und schwächste Schüler und Schülerinnen geben wird, die sich diesem gesellschaftlichen Druck ausgesetzt sehen werden. Als Lösungsvorschlag dieses Defizits wird nun eine gesamte Umstrukturierung der Sekundarstufe I vorgeschlagen. Unwissend der heutigen Stärken und Schwächen der Schülerinnen und Schüler soll die gesamte Sekundarstufe I einer Neuerung unterzogen werden. Zur vermeintlichen Lösung eines Problems wird eine Vorgehensweise herangezogen, die auch alle anderen Merkmale eines Schulsystems ersetzt. Diese Vorgehensweise erscheint mir fragwürdig und noch fragwürdiger, wenn bestehende Ergebnisse der Schulwirksamkeitsforschung der letzten 30 Jahre herangezogen werden. Dabei zeigt sich, dass sich strukturelle Veränderungen auf die kognitiven und sozialen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler nicht dermassen auswirken, wie es erwünscht wird. Aus einer Untersuchung aus einer Publikation von Bueler 1995 kann ich nur die Schlussfolgerung lesen, ich zitiere: "In Anbetracht der weitreichenden Hoffnungen, die man mit der Reformpolitik verbunden hatte, musste die Erkenntnis einigermassen frustrieren, dass Veränderungen auf der Makroebene nur einen sehr kleinen Einfluss hatten auf pädagogisch relevante Dimensionen, wie etwa Schülerleistungen und Sozialverhalten". Jüngste Schulsystemvergleiche und die Untersuchungen bestätigen diese Erkenntnisse immer wieder aufs Neue. Zentral im Hinblick auf die von der Regierung vorgeschlagene Reform erscheinen dabei insbesondere Ergebnisse aus dem Kanton Zürich. Im Kanton Zürich wurde in den Jahren 1996/97 eine fundierte, schulsystemvergleichende Evaluation der dreiteiligen Ober-, Realschule und Gymnasium und der gegliederten AVO das gleiche Modell, wie von der Regierung vorgeschlagen. Einzige Unterscheidung ist, dass Gymnasium und Sonderschule separat geführt werden. Da wurde also die Untersuchung durchgeführt. Die Autoren kommen dabei zum Fazit, dass sich die beiden Schulmodelle der Oberstufe des Kantons Zürich in Bezug auf die Leistungen ihrer Schülerinnen und Schüler in den Fächern Deutsch und Mathematik nicht unterscheiden. Dabei muss in Klammern gesagt werden, dass sich jedoch die Langzeitgymnasiasten als klar leistungsstärker erwiesen haben. Die Schülerinnen und Schüler sind auch in beiden Systemen mit der Schule gleich zufrieden, so berichten auf jeden Fall Moser und Rhyn in ihrer 1999 erschienenen Publikation. Aufgrund dieses Ergebnisses wird es im Kanton Zürich den Schulen freigestellt, für welches Schulsystem sie sich entscheiden. Die AVO an sich hat sich in Zürich also weder bestätigt, noch ist sie gescheitert. Sie hat schlichtweg keine nennenswerten Auswirkungen auf die Leistungen und Zufriedenheit der Schülerinnen und Schüler. Aber auch weitere Evaluationsergebnisse im Zusammenhang mit kooperativen und integrativen Schulmodellen zeigen interessante Erkenntnisse auf. Forschungsergebnisse aus dem Kanton Basel und Schwyz zeigen des Weiteren auf, dass in integrierten Klassen schwächere Schülerinnen und Schüler profitieren können, dass jedoch gleichzeitig die stärksten Schülerinnen und Schüler an Leistung verlieren. Gegen diese allgemeinen Erkenntnisse der Schulqualitätsforschung, dass Schulstrukturen keinen entscheidenden Einfluss auf Leistung und Zufriedenheit der Schülerinnen und Schüler haben, spricht nun eine neue Untersuchung des Berliner Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung. Diese Untersuchung geht aber über Gesamtschulen und das ist nicht das vorgeschlagene Modell der Regierung hier. Das möchte ich ausdrücklich sagen. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet in ihrer Ausgabe vom 4.2.2000, dass das Ergebnis dieser Längsschnittstudie Aufsehen erregend ist. Es zeigte sich, dass die Gesamtschüler und -schülerinnen im 12. Schuljahr in Mathematik gegenüber den Gymnasiasten eine Leistungsdifferenz von insgesamt drei Schuljahren aufweisen, in Physik, Biologie und Englisch von mehr als zwei Jahren. Die Realschüler weisen den Gesamtschülern gegenüber in allen vier Fächern einen Vorsprung von etwa einem Schuljahr auf. Als Fazit wird festgehalten, dass integrierte Gesamtschulen leistungsstärkere Schüler nicht ihren Möglichkeiten entsprechend fördern können. Ich habe diese Resultate aus der "Frankfurter Allgemeinen" genommen und möchte noch einmal sagen: Ich möchte damit nicht etwas vermischen, was nicht vermischt werden darf. Das ist nicht der Vorschlag der Regierung. Die Regierung schlägt hier keine Gesamtschule vor.Angesichts all dieser Ergebnisse zieht Schnack 1997 den Schluss, dass diese Erkenntnisse aus der Schulqualitätsforschung und der Organisationsforschung unabdingbar für politische Überlegungen zur Weiterentwicklung des Schulsystems einbezogen werden müssen. Und diesem Fazit kann ich nur zustimmen. Wenn wir Schule nicht nur ändern, sondern verbessern wollen, müssen wir diese Befunde in unsere Überlegungen einbeziehen. In Kenntnis dieser wissenschaftlich fundierten Ergebnisse erstaunt es, dass von verschiedenen Seiten immer wieder darauf hingewiesen wird, dass die vorgeschlagene Strukturreform Verbesserungen auf allen Ebenen verspricht, bzw. wie es die Freie Liste in ihrer Stellungnahme formuliert: "Die Orientierungsstufe bedeutet Niveaugewinn auf allen Ebenen und unterstützt all jene, die vorwärts wollen", oder wie es das liechtensteinische Schulamt in der Stellungnahme ausdrückt: "Für das einzelne Kind kann da ein Niveaugewinn festgestellt werden". Mir scheint, dieses Gedankengut stammt aus der Blütezeit der integrativen und kooperativen Schulmodelle der 70er und 80er Jahre. Wie bereits aufgezeigt, haben sich diese Wunschvorstellungen allerdings in der Praxis nicht bestätigt. Um sich nicht im Kreise zu drehen, sollte man im Bemühen einer Weiterentwicklung von Schule, also gerade solch deutlich widerlegten, pädagogischen Utopien nicht mehr verfallen, sondern aus diesen Erkenntnissen lernen und diese in zukünftige Entwicklungen einschliessen.Den Willen zu einer Verbesserung von möglichen Defiziten in der heutigen Sekundarstufe I begrüsse ich sehr. Diese Defizite sind festgestellt, sie sind vorhanden und die müssen wir beheben. Allerdings soll eine solche Weiterentwicklung mögliche Schwächen der Normerreichung von Schülerinnen und Schülern minimieren und Stärken optimieren. Für eine Verbesserung der Lage der Oberschüler und Oberschülerinnen muss dem bestehenden System keine neue Struktur übergestülpt werden, sondern es müssen neue, flexiblere Möglichkeiten zum Wechseln in andere Schularten und Weiterbildungsangebote nach der obligatorischen Schulzeit geschaffen werden. Schwache Schülerinnen und Schüler, welche Mühe haben, Lehrstellen zu finden, sind in jeder Schulstruktur zu finden. Wenn diesen wirklich geholfen werden soll, so müssen zusätzliche Übertritts- und Qualifikationsmöglichkeiten geschaffen werden. Ein Wille zur Einführung solcher neuen bzw. zur Optimierung bestehender Massnahmen, ist im heutigen System nicht erkennbar. Zwar wurde im August 1999 ein für alle Stufen gemeinsamer Lehrplan eingeführt, aber die somit geschaffenen verbesserten Möglichkeiten für Übertritte wurden in der Praxis nicht umgesetzt. Statt dessen wird immer wieder die ungenügende Durchlässigkeit herausgestrichen. Diese wird nur bei Einführung der vorgeschlagenen Reform versprochen. In ähnlicher Weise werden wiederum in der Stellungnahme des liechtensteinischen Schulamtes Vorteile der neuen Sekundarschule aufgelistet, für die es für mich keine datengesicherten Beweise gibt und somit es sich höchstens um Vermutungen handelt. So wird beispielsweise behauptet, dass der Druck auf die Primarschule abnehme, es weniger Stigmatisierungen und Benachteiligungen geben werde sowie die offenen Perspektiven der neuen Sekundarschule sich motivierend und leistungsfördernd auswirken werden. Mit Sicherheit kann aufgrund der Ergebnisse des Schulsystemvergleichs aus Zürich festgehalten werden, dass verbesserte Möglichkeiten, wenn überhaupt, dann nur für einen sehr kleinen Teil der gesamten Schülerinnen und Schüler erreicht werden kann. Eine Veränderung einer gesamten Schulstufe muss allerdings Verbesserungen für möglichst alle Schülerinnen und Schüler mit sich bringen. Da meines Erachtens dies mit dem vorgesehenen Reformvorschlag nicht erzielt werden kann, kann ich diesem Vorhaben in dieser Form nicht zustimmen. Ich wünsche mir nämlich nicht eine Schule für alle, sondern verschiedene Schulen, welche die bestmögliche Förderung aller gewähren. Denn das Ziel einer Schule kann und darf nicht sein, dass alle Schülerinnen und Schüler gleich behandelt werden, sondern, dass jede und jeder nach seinen individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten möglichst optimal gefordert und gefördert wird. Die bereits eingeführten sowie vorgesehenen Massnahmen, wie der gemeinsame Lehrplan, die Stütz- und Förderkurse, verschiedene wählbare Modulangebote des Gymnasiums, die Schaffung von Kleinklassen, neue Lernformen, erweiterte Beurteilungsformen, Leitbilder usw. stellen wichtige Bausteine in der Weiterentwicklung der Sekundarstufe I dar und sind keineswegs an eine Strukturreform gebunden. Solche Massnahmen können allerdings nur wirksam werden, wenn man ihnen die notwendige Entwicklungszeit auch zugesteht. Nur wenn wir die Energie und Geduld zur Fortsetzung und Weiterentwicklung so vorgesehener und offener Baustellen aufbringen, den Willen zur vertikalen und horizontalen Durchlässigkeit auch konsequent in der Praxis versuchen durchzusetzen sowie gezielte Weiterbildungsangebote aufbauen, können wir unsere Sekundarschule dermassen optimieren, dass alle darin beteiligten Schülerinnen und Schüler auch profitieren können. Abg. Paul Vogt:
Zunächst möchte ich dem Schulamt gratulieren zu diesem sehr fundierten Bericht. Ich meine, der Bericht hat eine hohe Qualität, das ganz im Gegensatz zu meinem Vorredner, der nur über die mangelnde wissenschaftliche Vorarbeit geklagt hat. Ich denke, dieser Bericht ist Ausdruck eines jahrelangen Suchens nach Verbesserungsmöglichkeiten im Schulsystem. Er endet schliesslich in einer Art Kompromiss, wo man uns vorschlägt, eine neue Schulstruktur einzuschlagen, bei der lediglich in den ersten beiden Jahren eine gemeinsame Sekundarschule I beibehalten werden soll und ab dem dritten Jahr eine Differenzierung vorgenommen wird in Gymnasiasten und Sekundarschüler. Ich möchte wirklich herausstreichen: Das ist ein Kompromiss. Man hat versucht, hier den Gegnern der gegliederten Sekundarschule entgegenzukommen. Es ist auch nicht richtig, dass man irgendwo im Dunkeln herumstochert, dass man zahllose Schulprojekte angegangen ist, die nicht miteinander koordiniert seien. Ich denke, im Gegenteil, dass die verschiedenen Schulprojekte durchaus einen gemeinsamen Hintergrund haben, nämlich die Suche nach Verbesserungen. Man ist sich zwar einig - mehr oder weniger -, dass das heutige Schulsystem grosse Mängel hat in Bezug auf die Durchlässigkeit, in Bezug auf die Chancengleichheit, in Bezug auf die individuelle Förderung usw. Man kann sich jetzt aber offensichtlich nicht einigen über die notwendigen Reformen. Es ist mir völlig klar, dass dieses Thema bei vielen Eltern Ängste auslöst. Alle Eltern haben das Bedürfnis, ihren Kindern eine optimale Förderung zukommen zu lassen. Das Thema weckt Emotionen und es endet schliesslich auch in einem Glaubenskrieg um die Frage, welche Schulstruktur denn die beste ist. Ich denke, diese Frage kann man nicht so einfach beantworten. Vielleicht gibt es überhaupt keine letzte Wahrheit in dieser Beziehung. Was aber von allen erwartet werden darf, ist, dass man offen bleibt für Reformen im Schulwesen, dass man sich bewusst wird: Wir können nicht bei dem verharren, was wir haben. Wir haben Probleme und die müssen angegangen werden und hier muss man offen sein für Reformen.Ich möchte auch die FBPL an ihr Wahlprogramm von 1997 erinnern. Es gab zwei Wahlprogramme. Im Dezember wurde in der Zeitung ein erstes Wahlprogramm veröffentlicht. Darin hat sie sich für die dreiteilige Sekundarschule ausgesprochen. Im Januar wurde dann an alle Haushaltungen ein weiteres, in manchen Punkten etwas abgeändertes Wahlprogramm verschickt. Darin spricht sie sich klar für die gegliederte Sekundarstufe aus. Heute will man offenbar nichts mehr davon wissen, was ich sehr bedaure. Die FBPL hat dann auch eine Bildungsveranstaltung durchgeführt mit dem Ziel, neue Vorschläge zu entwickeln, wie es im Schulwesen weitergehen soll. Es gab keine konkreten Resultate, wie das Schulwesen verändert werden könnte. Auch heute habe ich eigentlich nichts gehört, das mich überzeugen würde. Es wird einfach allgemein davon gesprochen, man müsse die Durchlässigkeit verbessern. Es geht auch nicht darum - wie das von verschiedenen Vorrednern angetönt wurde - einen Neubau der Schule anzugehen, sondern es ist eine Weiterentwicklung, es ist ein Aufbau auf dem Bestehenden. Einiges muss umgebaut werden, wo es Probleme gibt, anderes soll beibehalten und weiterentwickelt werden. Wenn wir über die Strukturreform reden, so glaube ich, stecken zwei verschiedene Probleme dahinter. Ich rede jetzt zunächst einmal nur von der Sekundarstufe I. Einerseits - und das ist, glaube ich, der Hauptangriff für die meisten Gegner dieser Schulreform - geht es um die Abschaffung des Langzeitgymnasiums. Hier gibt es offensichtlich sehr starke Emotionen und ich denke, das ist bei dieser Schulreform auch das zentrale Problem, dass man an dieser Langzeitform des Gymnasiums festhalten will. Es sind sich, glaube ich, alle einig, dass die Oberschule in der heutigen Form nicht verteidigt werden kann, weil diese Schule einfach austrocknet. Ich bin persönlich seit vielen Jahren von den Vorteilen eines gebrochenen Bildungsgangs überzeugt. Ich habe auch selber diesen Bildungsgang durchgemacht, also die Kurzzeitform des Gymnasiums. Ich habe die Matura in Sargans gemacht. Ich habe das äusserst positiv erlebt. Ich glaube, es ist auch für die Schüler wichtig, dass man Etappenziele setzen kann, dass man zuerst einen Teil der Sekundarschule I durchlaufen kann. Wenn man dieses Ziel erreicht hat, wenn man motiviert ist zur Erreichung dieses Ziels, dann kann man sich neue Ziele setzen. Das ergibt dann auch neue Motivation. Und das Stichwort "Motivation" ist für mich eigentlich das Wichtigste im Bildungsbereich. Mit motivierten Schülern kann man in kürzerer Zeit sehr viel mehr erreichen, als mit Schülern, die nicht motiviert sind, die eine lange Strecke vor sich sehen, keine Zwischenetappen erkennen können. Da kommt es sehr häufig zu Motivationsproblemen. Da kommt es auch zu Disziplinschwierigkeiten, vor allem hier am Liechtensteinischen Gymnasium in den Klassen 3, 4 und 5. Es kommt zu Ermüdungserscheinungen und dieses Problem müsste man auch angehen. Ich habe dazu vom Abg. Konrad keine Ausführung gehört. Ich denke, dass der gebrochene Bildungsgang hier eine gute Möglichkeit ist. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass Liechtenstein zu klein ist, um verschiedene Schultypen nebeneinander führen zu können. Wir können nicht gleichzeitig die dreiteilige Sekundarstufe, die gegliederte Sekundarstufe und das Langzeitgymnasium führen. Dazu ist das Land einfach zu klein. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass die Kurzform des Gymnasiums in vielen Schweizer Kantonen seit Jahrzehnten eine bewährte Form ist. Auch wenn man nur über den Rhein hinüberschaut, in der Werdenberger Nachbarschaft gibt es nur diese Kurzform des Gymnasiums. Wenn man von Leistungsunterschieden spricht, die der Abg. Otmar Hasler mit wissenschaftlichen Untersuchungen aufzeigen wollte, dann muss man feststellen, dass das nicht davon abhängt, ob man eine Kurzform des Gymnasiums hat oder eine Langzeitform. Mir sind auch Untersuchungen aus der Schweiz bekannt, in denen nachgewiesen wird, dass in den verschiedenen Kantonen oder in verschiedenen Gymnasien bis zu zwei Drittel eines Schuljahres an Leistungsdifferenz festgestellt wird. In Deutschland wurden auf dem Gymnasium Leistungsunterschiede bis zu einem ganzen Schuljahr festgestellt. Aber das hängt, wie gesagt, nicht von der Frage ab, ob das nun eine Kurzzeitform des Gymnasiums oder ob das ein achtjähriges Gymnasium ist. Es geht ganz zentral um die Frage: Sind die Schüler motiviert oder sind sie nicht motiviert? Ich könnte hier praktische Beispiele bringen. Es gibt auch an einem achtjährigen Gymnasium Schüler, die am Schluss nicht in der Lage wären, das "First Certificate" zu machen in Englisch. Und es gibt andere Schüler, die in der Lage wären, an einem Kurzgymnasium nach dieser Zeit das "Proficiency" zu machen, wenn Ihnen diese Begriffe was sagen. Da kenne ich persönlich solche Beispiele. Das zum Thema "Reform der Sekundarstufe I".Die Oberstufenreform am Gymnasium ist offenbar unbestritten. Ich kann mich daher etwas kürzer halten. Es hat mich schon erstaunt, dass der Abg. Helmut Konrad da mehr oder weniger klang- und sanglos aufgegeben hat. Ich möchte hier einfach zunächst einleitend feststellen, dass das Maturaanerkennungsreglement, das hier schon mehrfach erwähnt wurde, aus dem Jahre 1995 stammt. In diesem Maturaanerkennungsreglement wird eine Frist von acht Jahren gesetzt - also bis 2003 - bis nur noch Matura anerkannt werden in der Schweiz, die nach diesem Maturaanerkennungsreglement zustande gekommen sind. Liechtenstein ist es nicht möglich, diese Frist einzuhalten. Um diese Frist einhalten zu können, müssten heute bereits die Gymnasiasten nach dieser reformierten Oberstufe unterrichtet werden. Es ist schon so, Herr Abg. Helmut Konrad, dass die Schuld an dieser verpassten oder verschlafenen Reform bei den Gymnasiallehrern selber liegt. Sie können schon darauf hinweisen, dass die Lehrer wesentliche Reformen vorbereitet haben, aber sie haben sich nicht auf ein Konzept einigen können. Sie waren nicht in der Lage, am Schluss ein Papier vorzulegen, aus dem hervorgegangen wäre, wie das nun durchgeführt werden könnte. Und deshalb musste dann schliesslich wieder das Schulamt diese Reform durchführen. Sie brauchen sich nicht zu wundern, wenn die Stimmung zwischen Schulamt und Gymnasiallehrern auf einem Tiefpunkt ist, wenn die Kommunikation nicht stimmt. Es genügt nicht, wenn man dauernd über das Schulamt jammert und nicht in der Lage ist, selber Reformvorschläge vorzulegen. Das muss auch gesagt sein.Ich denke, die Reduktion des Gymnasiums um ein Schuljahr entspricht dem europäischen Standard. Das wurde gesagt, brauche ich nicht weiter auszuführen. Ich bin auch überzeugt davon, dass mit motivierten Schülern die gleichen Leistungen zu erbringen sind wie bisher. Die Kurzzeitform hat aber sehr grosse Vorteile. So wurde das Bildungsziel im Gymnasium neu definiert durch das Maturaanerkennungsreglement. Ich denke, dieses wird für uns auch beispielgebend sein. Man hat sich entfernt von dem, was ein humanistisches Bildungsideal war. Man hat insbesondere die Lateinlektionen reduziert und hat dafür als Bildungsziele aufgenommen, dass die Maturanden offen sein müssen, dass sie selbstständig arbeiten können, dass sie neugierig sein sollen, dass sie Interesse haben, dass sie Kommunikationsfähigkeiten entwickeln usw. Das sind alles Begriffe aus dem Maturaanerkennungsreglement. Und die Erfahrung zeigt in der Schweiz, dass für viele Schüler diese Oberstufenreform sehr positiv war. Viele Schüler, die sich bislang mit Fächern abmühen mussten, in denen sie nicht begabt waren, Fächern, für die sie kein Interesse haben, für diese war das befreiend. Sie können nun wirklich ihre Energie dort investieren, wo sie Interesse haben, sie kommen schneller vorwärts. Die Erfahrung zeigt in diesen Kantonsschulen, dass Blockaden abgebaut wurden. Man muss nun nicht mehr auf den Durchschnitt der Schüler abstellen, sondern man kann davon ausgehen, dass man motivierte Schüler hat. Zusammenfassend möchte ich einfach ganz klar feststellen, dass ich diese Reform aus Überzeugung unterstütze. Ich hoffe, dass sie durchkommt.Abg. Volker Rheinberger:
Es wurden jetzt sehr viel Pros und Contras zu dieser Schulreform vorgebracht. Dieser Bericht wurde auch mit sehr viel Energie und Aufwand erstellt, über viele Jahre erstellt und ich anerkenne durchaus die Arbeit und die Leistung, die da hineingingen. Trotzdem muss ich sagen: Ich bin nicht überzeugt von dieser Schulreform, wie sie hier vorgeschlagen wird, aus Gründen, die auch schon mehrfach erwähnt wurden. Speziell scheint mir hier es so zu sein, dass man versucht, ein gesellschaftpolitisches oder sozialpolitisches Problem zu lösen mit einer Schulreform. Und es wäre meines Erachtens einfach schade, wenn man einen solchen Versuch auf dem - um das einmal salopp auszudrücken - auf dem Buckel unserer Kinder und Schüler austragen würde. Das gesellschaftspolitische Problem spiegelt sich doch im Wesentlichen in dieser Polarisierung einerseits Stigmatisierung der Oberstufe, also ein Imageproblem der Oberstufe oder der Oberschule, ein negatives Image. Auf der anderen Seite ein Imageproblem des Gymnasiums mit konträrem Vorzeichen, also ein übersteigertes, positives Image. Die Ursache für dieses Imageproblem löst man nicht mit einer Umbenennung der Qualifikationsstufe. Dieses Imageproblem wird weiterhin bestehen, rein durch die Tatsache, dass es eben mehr qualifizierte und weniger qualifizierte Schüler gibt. Das liegt, glaube ich, in der Natur der Sache. Ich glaube, dass sich dieses Problem vielmehr durch die Gesetze der Marktregulierung lösen wird. Allerdings muss man sagen, mit einem entsprechenden zeitlichen Faktor versehen, ein zeitlicher Faktor, der sich über mehrere Jahre manifestieren kann und wird. Es ist auch so, dass durch dieses übersteigerte Image eines Gymnasiums respektive den Run auf dieses Gymnasium es sich so auswirken wird, dass wir früher oder später mit einem Akademikerüberfluss zu rechnen haben werden. Ein solcher Überschuss wird sich darin äussern, dass die Chancen, die Berufschancen der Akademiker abnehmen, mit dem Ergebnis, dass die Einkommen unter Druck geraten, dass Status und Image unter Druck gerät, dass generell die Berufschancen abnehmen bis hin, dass solche Absolventen einer Universität z.B. nur noch ihre Berufschance im Ausland sehen respektive sie dort suchen müssen. Auf der anderen Seite wird der Mangel von Absolventen einer Berufslehre oder einer Berufsmatura - und ich möchte auch hier speziell die Fachhochschule erwähnen - dass dieser Mangel dazu führen wird, dass gerade diese Berufe eine wesentlich bessere Chance bekommen werden, dass die Nachfrage nach diesen Berufen immens steigen wird - das sehen wir heute schon ab -, dass die Einkommen entsprechend steigen werden und auch der Status steigen wird. Ich glaube, durch eine bessere und optimierte Aufklärung, vor allem der Eltern und natürlich der Schüler über die berufliche und schulischen Möglichkeiten, über diese bessere Aufklärung würde man schon sehr viel erreichen, dass nämlich damit der Druck auf das Gymnasium im positiven Sinn oder der Druck auf die Oberschule im negativen Sinn nachlässt. Ich glaube, durch die richtige Berufsberatung, und zwar durch die praxisbezogene Berufsberatung, wäre viel zu erreichen. Das allerdings bedingt, dass diese Berater, diese Berufsberater und auch die Pädagogen diese Praxis und die Bedürfnisse der zukünftigen Praxis kennen. Das lernt man nur kennen, indem man selber einmal in die Praxis geht. Und das wäre z.B. möglich, indem diese sogenannten "Sabbaticals" eben in dieser Praxis dann auch zu absolvieren wären. Ich glaube, ein solcher Weg zusammen mit der schon erwähnten, verbesserten und optimierten Durchlässigkeit des dreigliedrigen Systems würde schon einen erheblichen Erfolg erzielen. Das wäre für mich das wesentlich sympathischere System. Einerseits aufbauen auf dem bewährten dreigliedrigen System, dieses optimieren, die Durchlässigkeit optimieren, die Information der Eltern und Schüler optimieren und die kontinuierliche innere Reform, dass auch dieses weiterhin mit aller Anstrengung betrieben wird. Damit, glaube ich, würden wir bestimmt und mindestens dieselben Erfolge erzielen, wie mit der vorgeschlagenen Schulreform.Abg. Ingrid Hassler:
Mit dem vorliegenden Bericht der Regierung liegt seit wirklich vielen Jahren ein konkretes Modell einer neu einzuführenden Schulstruktur im Bereich der weiterführenden Schulen unseres Landes vor. Die Einführung einer Orientierungsstufe im 6. und 7. Schuljahr respektive - man kann es vielleicht so sagen - die Auflösung der Oberschule und dann die Veränderungen in der gymnasialen Ausbildung. Die Beurteilung dieser neuen Bildungsstruktur ist hier im Landtag wie auch - wie wir alle wissen - bei den Betroffenen mehr als umstritten: Von der Angst vor einer Gesamtschule oder einem Einheitsbrei oder dem Verlust an Bildungsniveau bis hin zur Chance der besseren sozialen und bildungsmässigen Förderung. Die Vermischung der Reform von Sekundarstufe I und II hat die Differenzierung noch verstärkt. Anlass zur Änderung ist gerade die Entwicklung, die das Bildungswesen genommen hat. Nicht an der Schule selbst, denke ich, sondern mehr in der Gesellschaft. Niemand will also stehen bleiben. Der Handlungsbedarf ist erkannt und Handlungsbedarf besteht tatsächlich. Das ist einerseits beim Gymnasium wegen der Anerkennung der Matura, da besteht ein Druck, und vor allem wegen der Dynamik an der Oberschule, die ist einfach offensichtlich. Ich sehe in der neuen Orientierungsstufe Vorteile. Eine Verminderung, nicht eine Eliminierung des Teilungseffektes und des Teilungsstresses nach dem 5. Schuljahr in drei unterschiedliche Schultypen. Die Durchlässigkeit wird grundsätzlich eher gestärkt, wobei mir - das muss ich immer wieder betonen - der Leistungsstress im 6. und 7. Schuljahr zum Eintritt oder Wechsel der Stammklassen und der Niveaufächer wirklich noch Sorgen macht. Es ist immer mit sogenannten Prüfungen oder Tests verbunden. Dann der duale Bildungsweg wird notwendigerweise unterstützt. Das ist ein wichtiges Anliegen, das ich vertrete. Ohne Reform kommen wir relativ schnell faktisch auch zu einem zweigliedrigen System, aber eben dann ohne System. Klassenstrukturen werden verstärkt, zum Teil auch in räumlicher Hinsicht. Das haben wir in der Finanzkommission etwas versucht zu klären. Und nach meiner Erfahrung als Elternteil, glaube ich wirklich, dass ein um zwei Jahre späterer Entscheid, ob man ins Gymnasium gehen soll oder nicht, jedenfalls besser entschieden werden kann, vor allem vom Schüler, vom jungen Menschen, aber auch von den Eltern, wenn die Person 14 Jahre und nicht 12 Jahre alt ist. Ich glaube, wenn wir objektiv sind, kann es nicht sein, wie ich es in der Zeitung gelesen habe, dass es ein klares Nein zu diesem neuen Weg geben kann. Die Argumente der Gegner dieser Reform sind aber ernst zu nehmen. Sie sprechen von einer Lehrerschaft, die wegen der Lohnfrage uneins sei. Die Erfahrungen im Ausland seien negativ, innere Reformen sollen fortgesetzt werden anstatt unter hohem Kosten- und Zeitdruck alles radikal umzubauen, das Sozialverhalten erleide Einbussen, die Durchlässigkeit und der Selektionszeitpunkt bringe keine Fortschritte. Auch ich sehe Nachteile, wenn der Umbau unter Zeitdruck erfolgen würde, denn der Umbau der Strukturen, die Umschulung der Lehrerschaft, die räumlichen Bedingungen sind nicht in kurzer Zeit realisierbar. Dies ist allerdings ein Faktor, den der Gesetzgeber oder auch die Regierung noch steuern könnte. Es ist mir auch ein Anliegen und es ist empfehlenswert - es ist auch, glaube ich, schon mehrfach gesagt worden -, dass die derzeit laufenden internen Reformen, wie Lehrplan, zuerst voll umzusetzen sind und den Lehrpersonen damit Zeit gelassen wird. Zu viel auf einmal wirkt sich schlecht aus. Die Kostenfrage des Projektes ist punkto Lehrerlöhne überhaupt nicht geklärt. Der lange Brief der Regierung an den Landtag von gestern negiert dazu eine Beurteilung und Abschätzung der Lehrerbesoldung. Man weiss nur von einer Besitzstandwahrung der Löhne für Gymi-Lehrer. Der Druck ist absehbar und die Lösung ungewiss. Man kann den Kostenfaktor nicht einbeziehen. Es ist sicher absolut nicht das Wichtigste in dieser Grundsatzentscheidung. Wenn er aber Einfluss hat auf die Qualität der Lehrer - das muss ich dann befürchten, wenn es Lohnunterschiede gibt - dann hat er für mich doch Bedeutung. Zur 2. Lesung ist diese Problematik klar zu konkretisieren. Es ist vor allem wichtig, dass Lohndifferenzen die Lehrerschaft nicht zu Konkurrenten machen. Es hängt letztlich am stärksten von der Lehrerschaft ab, ob die gewählte Struktur unseres Bildungswesen gestärkt wird oder nicht.Ich habe mich kurz gehalten, ich habe viele Behauptungen auch nicht begründet. Es liegen so viele Begründungen im Raum. Viele Votanten haben Lob und Kritik ausgeübt und gute Begründungen und auch konstruktive Vorschläge eingebracht. Für mich überwiegen letztlich die Vorteile, zum jetzigen Zeitpunkt die vorgeschlagene Reform einzuleiten. Der Entscheid ist für mich zugegebenermassen nicht so klar gefallen wie für einige Befürworter oder Gegner. Ich bin aber überzeugt, dass aufgrund der kritischen Ansätze dieser Debatte die Regierung einzelne Aspekte genauso ernsthaft weiteruntersucht und -entwickelt, um auch ein neues System für die Schüler unseres Landes zukunftsorientiert einzuführen.Abg. Helmut Konrad:
Ich möchte nur ganz kurz bevor - so glaube ich mal zumindestens - endlich der Regierungsrat Norbert Marxer zu Wort kommt, ganz kurz ein paar Aussagen oder ein paar Äusserungen zum Votum vom Abg. Paul Vogt machen. Sie haben von einem Glaubenskrieg gesprochen. Das mag aus Ihrer Sicht so sein, Herr Abg. Vogt. Für mich ist das kein Krieg. Ich setze mich für das Bildungswesen hier in unserem Land ein. Ich arbeite an einer Schule dieses Landes seit 20 Jahren. Ich habe die Erfahrungen auch als vierfacher Vater von Töchtern, einem Sohn, die zwei schon aus dem Schulbildungswesen draussen sind, zwei die noch drin sind. Und meine so, meine Meinung, meine Erfahrung einbringen zu können und habe die Überzeugung geäussert, dass diese Reform mit dem grossen Aufwand, der damit verbunden ist, nicht zu den Zielen führt, die man zu erreichen glaubt. Fertig. Wenn Sie daraus einen Krieg machen und so pauschal urteilen, man sei nicht offen für Reformen, man kritisiere nur, Sie hätten nichts gehört, wie es weitergehen soll, also nur destruktiv, nichts Konstruktives, dann muss ich Ihnen sagen, dann hören Sie zu: Alle Kritiker, alle die kritische Voten zu der vorgesehenen Reform geäussert haben, haben auch Ansätze gezeigt, die nicht so weit gehen, wie das hier intendiert ist, sondern die - wie das der Abg. Volker Rheinberger als letzter gesagt hat - die massvoll auf dem Bestehenden aufbauen, aber durchaus Reformansätze beinhalten. Und genau das habe ich auch gesagt und habe versucht zu zeigen, dass ich diese Hoffnungen, die Befürworter der Reform in diese Reform setzen, einfach nicht teilen kann. Und daraus einen Krieg zu machen und ich weiss nicht was, dafür habe ich überhaupt kein Verständnis.Dann haben Sie den Kritikpunkt oder die Hauptkritik darin gesehen, dass die gymnasiale Langform abgeschafft werde. Das ist aus meiner Sicht ein wesentlicher Kritikpunkt. Aber da ist mein Ansatzpunkt auch der: Für mich gibt es nicht dieses "Entweder-oder". Ich spreche mich auch nicht gegen einen gebrochenen Bildungsweg aus. Ich finde den gebrochenen Bildungsweg als eine Variante sinnvoll. Das impliziert für mich aber nicht, dass man die Langform abschafft. Wir haben jetzt beides für Schülerinnen und Schüler, die nach der 5. Klasse Primarschule so weit sind, dass man sie in eine solche Langform schicken kann, die geeignet sind begabungsmässig zu diesem Zeitpunkt, die sollen in eine Langform des Gymnasiums gehen können. Für andere soll der gebrochene Bildungsweg offen sein. Kein "Entweder-oder", sondern ein "Sowohl-als-auch". Und dann staune ich, was Sie alles wissen oder zumindest zu wissen glauben in Bezug auf das Gymnasium. Sie machen es sich auch ungeheuer einfach. Sie sprechen von Disziplinproblemen in dritten, vierten Klassen, fehlender Motivation, zurückzuführen auf acht Jahre. Sie sind dann zwei, drei Jahre bei uns. Vielleicht meinen Sie damit, was sie noch vor sich sehen und dass sie das dann schon zu disziplinarisch schwierigen Schülern macht. Wie Sie diese Verbindungen so monokausal einfach auf die Schulstruktur zurückführen, dafür habe ich überhaupt kein Verständnis. Ich frage mich auch, wie Sie zu diesen Ausführungen kommen, ob Sie das von andern Schulen auch wissen. Ich staune. Weiter staune ich darüber, wie Sie die ganze Bildungslandschaft in der Schweiz kennen. Sie wissen, wie die Schüler motiviert sind in dieser reformierten Oberstufe. Sie können ihren Begabungen und Neigungen entsprechend jetzt frohlockend in den Unterricht gehen. Ich frage mich, woher Sie diese Informationen alle haben. Die Erfahrungen in der Schweiz, die sind noch nicht so alt, dass man da von einem grundlegenden Wandel der Haltung der Schülerinnen und Schüler aufgrund dieser reformierten Oberstufe sprechen kann.Und dann noch eine Bemerkung: Sie sagen, geben die Schuld einer verpassten Reform in Bezug auf diese gymnasiale Oberstufe dem Gymnasium, der Lehrerschaft des Gymnasiums. Es ist keine verpasste Reform, sie ist lediglich in einer Verzögerung, jetzt aber in Umsetzung. Sie wird im Jahre 2000/01 im ersten Jahrgang stufenweise umgesetzt. Das kann man erklären. Es ist eine Chance für das Gymnasium gewesen, aber auch mit Gefahren verbunden, dass diese Schule die Möglichkeit hatte, die eigene Reform zu gestalten. Da haben es die Schweizer Schulen - wenn man so will - leichter gehabt. Sie mussten oder konnten nicht ihre eigene Reform durchführen. Das haben Kantone, das haben Arbeitsgruppen gemacht und das ist dann kantonal zum Teil einfach so verordnet worden. Das ist eine Chance, die sie nicht hatten, aber es ist auch ein leichterer Weg, zu einer solchen Reform zu kommen. Das hat bei uns vielleicht zusätzliche Zeit gebraucht. Das hat Diskussionen, engagierte Diskussionen an der Schule mit sich gebracht. Aber ich möchte noch einmal sagen: Es ist nicht eine verpasste Chance oder ein Arbeitsauftrag, der unerledigt zurückgegeben worden ist. Ich denke, dass das auch der Regierungsrat bestätigen kann. Diese Profile, wie sie jetzt bestehen, wie sie in die Vernehmlassung gegangen sind in die Schweiz und nach Österreich, die hat zu - ich weiss nicht - 90, 95% das Gymnasium geschaffen. Noch einmal, zugegebenermassen mit einer Verzögerung, aber die führe ich einfach darauf zurück, dass diese Chance vorhanden war, das selbst zu machen, verbunden allerdings mit intensiven Diskussionen.Landtagsvizepräsident Otmar Hasler:
Herr Präsident. Ich möchte auch kurz auf das Votum des Abg. Paul Vogt zurückkommen. Er scheint uns beide da getroffen zu haben. In einem gehe ich mit dem Abg. Vogt einig: Die Struktur wird oft überbewertet bezüglich der Qualität der Schule. Es gibt tatsächlich Schulen mit derselben Struktur, die ganz unterschiedliche Leistungen bringen oder die auch ganz unterschiedliche - wie soll ich sagen - ein ganz unterschiedliches Schulleben haben. Das stimmt. Er hat aber auch Dinge gesagt, die einfach nicht stimmen und die möchte ich korrigieren.Ich habe nicht nur ein Geklage oder Gejammer über diesen Bericht hier vom Stapel gelassen. Ich habe ausdrücklich gesagt, dass hier auch wertvolle Arbeit geleistet wurde. Nur habe ich auch Defizite angemerkt, das stimmt auch. Und ich habe die Untersuchungen, auf die ich mich bezogen habe, genannt, die kann man nachlesen. Man kann mit meiner Auswertung einverstanden sein oder nicht, aber ich habe nicht von irgendwelchen Untersuchungen, von irgendwelchen Evaluationen gesprochen. Ich habe mich auch bemüht, mit Wissenschaftlern zusammenzukommen, mit ihnen das zu besprechen. Ich glaube, das Bemühen kann man mir hier nicht absprechen. Ich komme zu einem anderen Schluss als der Abg. Paul Vogt. Da mag ich falsch liegen oder richtig liegen, das ist eine Bewertungsfrage.Abg. Paul Vogt:
Ich wurde noch aufgefordert, zu sagen, woher ich das wüsste, dass sich die Oberstufenreform in der Schweiz so positiv ausgewirkt habe. Ich habe aus meiner Studienzeit noch einige Kollegen, die an Schweizer Kantonsschulen tätig sind. Ich habe die gefragt und ich kann Ihnen sagen, Herr Abg. Helmut Konrad, die haben sich begeistert geäussert über die Oberstufenreform. Sie haben mir erzählt, wie das für die Schüler befreiend war, wie die nun wirklich dort ihre Interessen einsetzen können, wo sie Begabungen haben, wie das motivierend ist usw. Vielleicht erkundigen Sie sich auch bei Schweizer Kollegen. Sie kennen sicher auch Leute, die an Schweizer Kantonsschulen unterrichten. Dann zur Frage der Disziplinprobleme: Woher ich das weiss, dass an den Klassen drei bis fünf Disziplinprobleme herrschen? Ich frage Sie allen Ernstes: Wollen Sie das abstreiten? Es ist mir natürlich klar, dass das nicht nur mit dem Langzeitgymnasium zusammenhängt, das habe ich auch nie behauptet. Es sind die schwierigen Jahre, es sind Jahre der Pubertät usw. Aber die Langzeitform begünstigt solche Tendenzen. Sie unterstützt sie. Ich habe auch einmal ein höheres Lehramt gemacht, ich habe das schon vor 20 Jahren gelernt während meiner Ausbildung an der Universität, dass das Langzeitgymnasium solche Tendenzen fördert. Ich nehme an, Ihnen ist das auch nicht ganz unbekannt.Landtagspräsident Peter Wolff:
Meine Damen und Herren. Die erste Phase dieser Eintretensdebatte, nämlich die Phase vor der ersten Stellungnahme der Regierung, dauert jetzt ziemlich auf die Minute genau drei Stunden. Zwölf Landtagsmitglieder haben bisher Stellung genommen. Sechs haben sich für Eintreten auf diese Vorlage ausgesprochen, sechs dagegen. Das scheint mir symptomatisch für diese Diskussion zu sein. Nicht nur für die Diskussion hier im Landtag, sondern für die Diskussion, die ja schon seit Monaten um nicht zu sagen seit Jahren in der Öffentlichkeit geführt wird. Für mich persönlich muss ich sagen, dass auch diese Diskussion keine völlige Klarheit gebracht hat. Ich weiss nicht ob, wenn man Insider ist, ob man dann manches klarer sieht. Einiges sicher, ob alles, bezweifle ich. Es ist schon so meiner Meinung nach, dass manches eine Art Glaubensfrage zu sein scheint. Die einen glauben, es werde so herauskommen, wenn man das macht. Die anderen glauben das nicht. Jeder scheint in der Lage zu sein, irgendwelche Wissenschafter als Beleg für seine These anführen zu können.Ich glaube - da stimme ich mit dem Abg. Paul Vogt überein - ich glaube, dass dies ein sehr guter, ein sehr fundierter Bericht ist, der dem Landtag auch unter diesen schwierigen Umständen, glaube ich, eine sehr gute Entscheidungsgrundlage gibt, soweit das möglich ist. Es mag sein, wie die Abgeordneten Alois Beck und Otmar Hasler vor allem gesagt haben, dass eine vertiefte Analyse der Stärken und Schwächen des heutigen Schulsystems ergänzend auch noch wünschbar gewesen wäre. Ich habe eigentlich, bevor ich dieses Argument gehört habe, immer den Schluss gezogen, dass das heutige Schulsystem eben auch nach Ansicht der Verfasser dieses Berichtes nur die Schwächen hat oder höchstens die Schwächen hat, die in diesem Bericht genannt werden und sonst keine. Und meine Schlussfolgerung aus diesem Bericht, aber auch schon aus vorherigen Informationen, Veranstaltungen, an denen ich teilgenommen habe, ist mehr oder weniger, muss ich sagen, nach wie vor dieselbe, nämlich, dass es bei der Schulstrukturreform, die hier vor uns liegt, im Wesentlichen offenbar um drei Dinge geht. Es geht einerseits darum, Akzeptanzprobleme - der Regierungsbericht verwendet auch das Wort "Stigmatisierung" - der Oberschule bzw. der Oberschulabgänger zu mildern zu versuchen. Es geht darum, die offenbar als ungenügend empfundenen Übertrittsmöglichkeiten zwischen den einzelnen drei Sekundarschulen, die es heute gibt, zu verbessern. Es scheint auch in einem gewissen Mass darum zu gehen, das was man als Selektionsdruck beim Ende der Primarschule empfindet, als allenfalls zu frühzeitigen Selektionsdruck, das zu mildern oder überhaupt wegzubringen. Und für mich stellt sich daher die Frage, wenn ich das durchlese und auch wenn ich die heutigen Voten Revue passieren lasse: Können wir mit einiger Sicherheit - eine hundertprozentige Sicherheit kann man natürlich nicht verlangen - aber mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass die Ziele auch erreicht werden mit diesen Reformen? Und da muss ich Ihnen ehrlich sagen, dass ich da erhebliche Zweifel habe. Das fängt schon an mit dem, so wie ich es sehe, Hauptziel dieser Reform, nämlich die Oberschulbesucher und Oberschulabgänger von ihrer Stigmatisierung zu befreien. Ich lese auf Seite 112 des Berichtes, dass die Stigmatisierung durch die Reform zwar vermindert, aber nicht beseitigt werden kann. Ich meine, wenn das schon die glühendsten Verfechter dieser Reform - und als solche sehe ich die Verfasser dieses Berichtes an - sagen, dann kann man sich vorstellen, wenn das das bestmögliche Ergebnis ist, was erreichbar ist, dass keineswegs gesagt ist, ob auch nur dieses Teilergebnis erreicht werden kann. Hinsichtlich der sicherlich wünschbaren verbesserten Durchlässigkeit hinsichtlich der Übertrittsmöglichkeiten zwischen Oberschule, Realschule und Gymnasium vermag ich beim besten Willen nicht einzusehen, warum es zum Erreichen eines solchen sicher anstrebenswerten Zieles nötig sein soll, eine so gesamthafte Reform der Sekundarstufe I vorzunehmen. Das müsste, meine ich, doch wohl auch mit anderen Schritten in der heutigen Struktur möglich sein. Und hinsichtlich der Beseitigung des als offenbar störend empfundenen Selektionsdrucks habe ich den Eindruck, dass hier nur eine Verlagerung stattfindet, nämlich eine Verlagerung, auch nur eine teilweise Verlagerung vom Zeitpunkt Ende der 5. Klasse Primarschule auf die nachfolgenden zwei Jahre. Denn nach dieser Reform ist ja, so wie ich das empfinde, eine Art ständiger Selektionsdruck vorgesehen während dieser zwei Jahre, nämlich jedes halbe Jahre eine Neueinstufung hinsichtlich der Niveaugruppen, allenfalls auch eine Möglichkeit, wenn sie offenbar auch nur bescheiden zu sein scheint, von einer Stammklasse in die andere wechseln zu können. Das wird im Bericht etwas euphemistisch, wie ich meine, mit dem Wort "Leistungsanreiz" bezeichnet, obwohl es im Grunde genommen dasselbe ist, was im heutigen Schulsystem als "Selektionsdruck" bezeichnet wird. Mir kommt das ein wenig so vor oder es erinnert mich ein wenig an das lateinische Sprichwort "quod licet Iovi, non licet bovi". Aber Latein ist ja nicht mehr so üblich heutzutage.Kurz gesagt: Mich hat ein Satz gefreut oder den würde ich gerne jederzeit bestätigen, den ich auf Seite 37 des Berichtes gelesen habe: "Was sich bewährt hat, soll auch inskünftig beibehalten werden". Ich möchte daraus eine weitere Schlussfolgerung ziehen. Man soll, finde ich, gerade bei einem so heiklen Bereich, wie dem Schulwesen, nur das ändern, vor allem nur das radikal ändern, was wirklich zwingend geändert werden muss und was sich offensichtlich nicht bewährt hat. Und wenn an anderer Stelle des Berichtes auf Seite 101 und 102 zu lesen ist, dass die Langzeitform des Gymnasiums sich durchaus bewährt hat und von Schülern und Eltern akzeptiert wird und - das ist jetzt meine Interpretation - aus den weiteren Ausführungen auf Seite 102 des Berichtes offenbar nur deshalb oder unter anderem deshalb geopfert werden soll, um keine ungünstigen Auswirkungen - wie es dort wörtlich heisst - keine ungünstigen Auswirkungen auf den Rest der Sekundarschule bei Durchführung dieser Schulstrukturreform hervorzurufen, dann frage ich mich: Ist das wirklich notwendig und ist das wirklich eine so gute Lösung, dass wir sie in dieser Form, wie sie hier vorliegt, befürworten müssen? Es ist richtig, dass an dieser Schulstrukturreform oder überhaupt an der Frage einer Strukturreform der Sekundarstufe I jetzt rund 15 Jahre gearbeitet wird und es ist verständlich, dass die Leute, die verdienstvollen Leute, vor allem im Schulamt, die sich all diese Jahre mit diesem Thema beschäftigt haben, einmal zu einem Ergebnis kommen wollen. Ich glaube aber nicht, dass der Umstand allein, dass man 15 Jahre lang an diesem Thema gearbeitet hat, für sich allein schon Rechtfertigung genug ist, um diese Reform jetzt um jeden Preis umzusetzen. Ich muss ehrlich sagen, dass mir der Antrag des Abg. Alois Beck sehr gut gefallen hat. Vor allem deshalb hat er mir sehr gut gefallen, weil er in zehn detailliert ausformulierten Punkten sehr griffig aufzeigt, was auch ohne Veränderung der Struktur in Angriff genommen werden kann und von der Regierung für den Fall, dass der Landtag heute nicht auf diese Vorlage eintreten sollte, in Angriff genommen werden sollte, um zweifellos bestehende Mängel, die da und dort an der Schule bestehen, bekämpfen zu können. Und ich finde diese Punkte - ich will sie hier nicht wiederholen, wir werden sie dann bei der Abstimmung in einem späteren Zeitpunkt im Laufe des späteren Abends vermutlich ohnehin noch einmal verlesen - wenn man diese Punkte liest, dann sieht man einerseits, woran es eigentlich krankt und sieht andererseits aber auch, dass all diese Themen durchaus auch in Angriff genommen werden können, ohne dass man gleich das Unterste zu oberst kehrt. Ich bin vielleicht etwas konservativ eingestellt, und mir ist das Unterste-zu-oberst-Kehren grundsätzlich nicht so wahnsinnig sympathisch, vor allem bei einem so sensiblen Bereich wie bei der Schule. Aber, wie gesagt, ich finde das einen guten Hinweis, auch um das der Fairness halber auch zu erwähnen, auch der Antrag des Abg. Peter Sprenger zielt im Grunde genommen in dieselbe Richtung. Er hat sich nicht so detailliert hinsichtlich der Themen, die die Regierung bei der beantragten Überprüfung dieser Vorlage noch einmal an die Hand nehmen soll, ausgedrückt. Er hat in seinem Antrag ausgeführt, diejenigen Bedenken vieler Lehrer und Eltern, die sollen berücksichtigt werden. Also denen soll die Regierung bei der beantragten Überarbeitung ihrer Vorlage im Falle einer Überweisung an die Regierung Rechnung tragen. Ich nehme an, im Ergebnis wird dabei in etwa oder würde dabei im Ergebnis in etwa dasselbe herauskommen, wie bei einer Annahme des Antrages des Abg. Alois Beck, denn das sind in etwa, so wie ich es verstehe, die Bedenken, die in der letzten Zeit immer wieder von Lehrern und Eltern zum Ausdruck gebracht wurden. Kurz gesagt: Ich finde es richtig und ich finde es positiv, dass das Thema auf unserem Tisch liegt. Ich finde das ist besser, als wenn die Regierung ängstlich gesagt hätte: Es gibt womöglich keine Mehrheit, wir greifen das Thema gar nicht an. Ich finde es daher auch völlig unangebracht, ganz gleich was bei der heutigen Behandlung dieses Themas herauskommt, die Regierung in irgendeiner Weise zu kritisieren. Die Regierung musste aufgrund der Vorgeschichte dieses Thema angreifen und sie konnte es nur in der einen oder anderen Weise präsentieren. Man kann wahrscheinlich verschiedener Meinung sein, ob die eine oder andere Weise die richtige ist. Wie gesagt: Ich bin - um es mit einem Satz zu sagen - deshalb nicht für eine Umsetzung dieser Schulstrukturreform, weil ich finde, dass da die offensichtlichen und mit einigermassen mit Sicherheit zu erwartenden Vorteile wesentlich überwiegender sein müssten, um zu sagen: Jawohl, das machen wir jetzt und diese Schule muss in dieser Art und Weise umgekrempelt werden. Ich werde daher - eigentlich beiden Anträgen kann ich problemlos zustimmen, die da hier gestellt wurden von den Abgeordneten Alois Beck und Peter Sprenger, weil sie etwa in die Richtung zielen, die mir die richtige zu sein scheint. Ich fände es nicht richtig - es hat auch niemand beantragt - auf dieses Thema überhaupt nicht einzutreten, denn das Thema muss behandelt werden. Das ist völlig klar. Wird das Wort noch gewünscht?Regierungsrat Norbert Marxer:
Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete. Unser wichtigster und fast einziger Rohstoff ist die "matière grise". Wenn wir unser Wissen, unsere Kenntnisse und Fähigkeiten nicht dauernd pflegen, dann sinkt unser Wohlstand. Bildung und Bildungspolitik sind somit eine Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft von morgen. Allerdings stehen wir in der Bildungspolitik vor dem grossen Problem, und die Diskussionen um die Bildungsreform zeigen dies immer wieder, dass wir zwar für morgen ausbilden, dass wir aber alle, die wir für die Bildung Verantwortung tragen, Schule und Ausbildung in unserer eigenen Lebenswelt erfahren haben und aus dieser Lebenswelt Schlüsse ziehen, die letztlich die Vergangenheit betreffen und die nicht für die Zukunft wegweisend sind. So kommt es, dass bildungspolitische Vorstellungen sehr oft durch unser Erleben von gestern, statt durch die Anforderungen von morgen geprägt werden. Leider wird diese Tendenz noch durch eine Lehrerschaft verstärkt, die meines Erachtens sehr konservativ ist.Dies sind nicht meine Worte, meine Damen und Herren, es handelt sich um die Worte von Regierungsrat Ernst Buschor, Vorsteher der Bildungsdirektion des Kantons Zürich. Aber ich denke, diese Worte lassen sich auch auf die bisher geführte Diskussion anwenden. Der Landtagspräsident hat im Zusammenhang mit der heutigen Diskussion auch von einer Glaubensfrage gesprochen, er hat auch betont, dass er vielleicht in dieser Hinsicht konservativ sei.Mit dem vorliegenden Bericht Nr. 148/1999 betreffend die Reform der Sekundarstufe wurde die Situation auf der Sekundarstufe in Liechtenstein umfassend analysiert, die Problembereiche benannt und Lösungswege aufgezeigt. Ich möchte auch festhalten, dass bei der Erarbeitung des Berichts, die viele Jahre in Anspruch genommen hat und unter Beteiligung von vielen direkt Betroffenen vonstatten ging - ich denke insbesondere an Lehrerinnen und Lehrer, Eltern, das Schulamt und weitere Pädagogikexperten - nicht eine Nabelschau betrieben wurde, sondern ganz im Gegenteil, die wissenschaftliche Literatur zu den relevanten Bildungsfragen gebührend konsultiert worden ist und auch die Strukturen der Sekundarstufen in ganz Europa zum Vergleich herangezogen worden sind. Es handelt sich bei diesem Bericht um einen sehr sorgfältig erarbeiteten Bericht und er kann nicht einfach vom Tisch gewischt werden. Wir haben in den Eintretensvoten befürwortende und kritische Bemerkungen gehört. Ich möchte in diesem Zusammenhang auch daran appellieren, dass das Vernehmlassungsergebnis auch gebührend berücksichtigt wird. Das Fazit der Vernehmlassung ist ganz klar. Es gibt unbestrittenermassen Problembereiche auf der Sekundarstufe, die gelöst werden müssen. Diese Bereiche sind im Bericht detailliert aufgeführt. Ich möchte einige davon im Moment nur stichwortartig auflisten: Spätere und besser fundierte Selektion fürs Gymnasium, Attraktivitätssteigerung für die berufsbildende Ausbildung, Reduktion des Andrangs zum Gymnasium und Behebung der Restschulproblematik der Oberschule, verbesserte Durchlässigkeit und Chancengleichheit, optimale Förderung aller Schülerinnen und Schüler, auch der einseitig Begabten. Weiters die Schaffung von Rahmenbedingungen für die Führung von kleineren, dezentralen Schuleinheiten. So viel zu den Problembereichen. Eine weitere Schlussfolgerung der Vernehmlassung lautet: Eine Mehrheit steht hinter dieser massvollen Reform. Sie können auch auf Seite 87 des Berichts nachschauen, wie die einzelnen Stellungnahmen der Betroffenen ausgefallen sind. Gemeindeschulräte, Verbände, Kommissionen, Elternvereine, Primarschulen, Oberschulen, Realschulen, Gymnasium, weitere Schulen und auch Lehrervereine haben zu diesem Vernehmlassungsbericht Stellung genommen und eine eindeutige Mehrheit befürwortet die vorgesehene Strukturreform. Ich denke, das darf nicht vergessen werden in diesem ganzen Zusammenhang, dass sehr viele in der Vernehmlassung mitgearbeitet haben, ihren Input gegeben haben und ihre Meinung zu dieser Strukturreform geäussert haben. Ich denke, wenn man sieht, dass die LIHK und auch die GWK und sehr viele Schulen diesbezüglich eine positive Äusserung abgegeben haben, so muss das auf jeden Fall berücksichtigt werden. Die Gegner der Reform machen auch diverse Vorschläge, wie die bestehende Situation verbessert werden kann. Wir können das nachlesen auf Seite 89 des Berichtes. Zum Beispiel durch eine bessere Einhaltung von Quoten, verbesserte Durchlässigkeit auf der Grundlage des neuen Lehrplanes, Erhöhung der Leistungsanforderungen an der Oberschule in den Fächern Mathematik und Deutsch, Realschulabschluss im Rahmen des Freiwilligen 10. Schuljahres, dann Massnahmen im Bereich der Berufsbildung für Leistungsschwache und Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Schule und Berufsbildung. Der Bericht geht auch im Detail auf diese Vorschläge der Gegner ein. Zu diesen Vorschlägen gibt es zu jedem einzelnen Punkt Ausführungen der Regierung. Aufgrund all dieser Darlegungen gelangte die Regierung zur Ansicht, dass es auch nach Prüfung der Alternativvorschläge notwendig ist, die im Vernehmlassungsbericht vorgeschlagene Reform unter Berücksichtigung der aufgrund der Vernehmlassung gemachten Modifikationen in Angriff zu nehmen. Zwei wichtige Fragen in diesem Zusammenhang stellen sich naturgemäss. Die erste Frage wäre: Welche Entwicklungen wurden in den letzten Jahren in die Wege geleitet und welche Reformen umgesetzt, die im Zusammenhang mit der Optimierung der Schulstruktur stehen? Und die zweite Frage: Welche Massnahmen, die im Zusammenhang mit der Optimierung der jetzigen Struktur stehen, sind derzeit im Gange oder in Zukunft denkbar? Im Folgenden wird stichwortartig ein kurzer Überblick über jene Entwicklungen und Reformarbeiten gegeben, welche zur Optimierung der Sekundarstufe im Rahmen der jetzigen Schulstruktur beigetragen haben. Die besonderen schulischen Massnahmen, welche insbesondere für die Oberschule relevant sind, wurden nach Durchführung von Schulversuchen 1994 gesetzlich verankert und seither laufend ausgebaut und optimiert. Dazu gehören Ergänzungsunterricht, spezielle Förderung, Deutschunterricht als Zweitsprache, kleine Klassenbestände an den Oberschulen. Das Freiwillige 10. Schuljahr wurde 1994 gesetzlich verankert. Seither wurde das Angebot weiter ausgebaut. So sollen unter anderem Oberschulabsolventen sich schulisch so weit verbessern können, dass ihre Chancen in der Berufswahl oder einer allfälligen weiteren Schullaufbahn besser werden. Mit der Einführung des Vorbereitungslehrgangs "Fachhochschulreife" 1994 wurde die Möglichkeit geschaffen, auch über den berufsbildenden Weg in eine Fachhochschule eintreten zu können. Besonders den Oberschullehrkräften werden laufend Weiterbildungskurse angeboten, empfohlen oder vorgeschrieben. Sie sollen die Lehrpersonen befähigen, mit den sich verändernden Bedingungen in der Arbeit mit schwierigen Schülerinnen und Schülern qualifizierter umgehen zu können. Das Übertrittsverfahren, welches notwendig ist, um Schülerinnen und Schüler aus der Primarstufe den drei Schularten der Sekundarstufe zuteilen zu können, wurde immer wieder optimiert. 1995 wurde ein Empfehlungssystem eingeführt, das die Mitwirkung der Eltern entscheidend verbessert hat. Allerdings ist dazu festzuhalten, dass die vorgesehenen Quoten für die Sekundarschulen je länger je mehr nicht mehr eingehalten werden können. Zumindest faktisch gesehen können Eltern und Lehrpersonen gemeinsam den Entscheid fällen. Der Schulrat kann diesen letztendlich nur rechtlich bestätigen und allfällige Entscheide bei Uneinigkeit bereinigen. Dann weiter: 1998 hat die Regierung die Schaffung eines Qualitätssicherungs- und Entwicklungssystems beschlossen, innerhalb welchem laufend neue Teilbereiche umgesetzt werden. Teilweise dient dies ebenfalls der Optimierung auf der Systemebene, wobei hier lediglich auf die wichtigsten Instrumente in diesem Zusammenhang hingewiesen sei. Den neuen Lehrplan und die Anpassung wichtiger Gesetze und Verordnungen. Schlussendlich sei noch der neue Lehrplan erwähnt, welcher ganz allgemein den inneren Reformen der Schule dient. Zur Umsetzung wurden an allen Schulen Steuergruppen eingesetzt, die für die innere Schulentwicklung eine wichtige Steuerungsfunktion übernehmen. Die neue Lektionentafel wurde bewusst so gestaltet, dass sie nicht mehr so stark schulartenspezifische Merkmale aufweist und somit zumindest bessere Bedingungen für eine Optimierung der Durchlässigkeit schafft. Letztere wird jedoch mit dieser Massnahme allein sicherlich noch nicht entscheidend verbessert. So viel zu den Massnahmen, die in den letzten Jahren umgesetzt wurden, um die vorhandenen Problembereiche zu verbessern. Wir haben das auch im Bericht ausgeführt. Es sind zum Teil Probleme, die zehn Jahre zurückliegen. Sie konnten nicht entscheidend verbessert werden. Man kann sich die Frage stellen: Welche Massnahmen sind im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung des Schulsystems bei der jetzigen Struktur noch möglich? Man kann sagen: Denkbar ist, die Rahmenbedingungen auch rechtlich so zu verändern, dass die Einrichtungen gemeinsamer Schulleitungen zumindest an denjenigen Schulstandorten möglich wird, wo Schulen der Sekundarstufe bereits unter einem Dach untergebracht sind. Gemeinsame Schulleitungen können eine wichtige Grundlage für allgemein bessere Zusammenarbeit und gemeinsame Verantwortung für alle Jugendlichen dieser Schulstufen sein. Zweitens: Die Zusammenarbeit der Schularten auf der Sekundarstufe kann allenfalls mit Anpassung der Rechtsvorschriften unter anderem in folgenden Bereichen in die Wege geleitet werden: Einführung gemeinsamer Wahlfachangebote, Durchführung gemeinsamer schulinterner Weiterbildung, Durchführung gemeinsamer Schulveranstaltungen. Die Zusammenarbeit wirkt sich auch auf das Problem der Stigmatisierung positiv aus. Es ist zu bemerken, dass einige Schulen schon Anstrengungen in dieser Richtung unternommen haben und die Zusammenarbeit teilweise pflegen. Drittens: Durch eine Angleichung der Lehrmittel werden die Voraussetzungen für die Optimierung der Durchlässigkeit verbessert. Damit wird jedoch nicht automatisch eine Verbesserung erreicht. Diese Arbeit wird bereits im Zusammenhang mit der Einführung des neuen Lehrplans geleistet.Ich habe hier eine Reihe von Massnahmen, die durchgeführt worden sind und die noch denkbar sind, aufgelistet, um die Problembereiche auf der Sekundarstufe I zu beheben. Sie sehen, dass damit nicht alle Probleme behoben werden können. Wichtige Anliegen, wie z.B. eine spätere und besser fundierte Selektion für das Gymnasium, Restschulproblematik der Oberschule, dann die Selektionsproblematik an der Schnittstelle Primarschulen/Sekundarschulen, die geringe Durchlässigkeit und Chancenungleichheit, dann auch die optimale Förderung aller Schülerinnen und Schüler, auch der einseitig Begabten, und die Schaffung von Rahmenbedingungen für die Führung von kleineren, dezentralen Schuleinheiten. Diese Problembereiche werden mit diesen, im bisherigen Rahmen der Schulstruktur möglichen Massnahmen, noch nicht gelöst.Ich möchte noch kurz aus den "LGym-Nachrichten" zitieren. Da können Sie folgendermassen lesen: "Das Gymnasium unterstützt Reformen innerhalb der bestehenden Schulstruktur. Die Lehrerkonferenz des LG lehnt die vorgeschlagene Veränderung der gesamten Schulstruktur ab, legt aber das Hauptgewicht auf notwendige Reformen im erzieherischen, didaktischen und bildungsinhaltlichen Bereich. Das Denken in Zusammenhängen, fächerübergreifendes Arbeiten, die Rückgewinnung der historischen Dimension, eine Förderung exemplarischer Arbeitsmethoden und ein Verzicht auf enzyklopädisches Wissen stehen als Postulat im Vordergrund. Zu intensivieren sind auch die Kontakte zwischen den Schulen des Landes, zwischen den Schultypen, den Schulstufen und den Klassen, aber auch zwischen Eltern und Behörden. Diese Veränderungen sind weniger sichtbar, dafür aber um so wirksamer. Das Gymnasium beabsichtigt, in diesen Bereichen seine Kräfte und Energie einzusetzen und nimmt für sich in Anspruch, damit schon intensiv begonnen zu haben". Ich möchte noch erwähnen, dass diese "LGym-Nachrichten" vom 16. Juni 1988 datieren. Sie sehen, dieses Anliegen liegt zwölf Jahre zurück. Hier wurde schon angedeutet und versprochen, dass die Zusammenarbeit intensiviert und verbessert wird. Wir sehen, wir sind jetzt zwölf Jahre später in der gleichen Situation, wie wir vor zwölf Jahren schon gestanden haben. Wir haben die bestehenden Probleme noch nicht gelöst.Der Landtagspräsident hat auf drei Dinge hingewiesen, die er als vordergründige Probleme sieht. Ich möchte kurz etwas weiter ausholen. Ich habe vorhin auch schon andere zusätzliche Punkte erwähnt, die mir sehr wichtig sind. Für das liechtensteinische Bildungswesen ist die duale Ausbildung, das duale Bildungssystem, ein zentraler Pfeiler. Die letzten 30, 40 Jahre haben gezeigt, dass wir in diesem Bereich eine sehr gute Ausbildung anbieten können. Ich denke, auch die grossen Erfolge, die wir erzielt haben im Rahmen der internationalen Berufswettbewerbe zeigen, dass wir hier wirklich eine sehr hohe Qualität haben. Ich denke, dass es eine sehr zukunftsträchtige Entwicklung ist, wenn man die Ausbildung, die Weiterbildung und auch die berufliche Tätigkeit miteinander verbindet. Wir haben alle das Schlagwort gehört vom "lebenslangen Lernen". Was heisst "lebenslanges Lernen"? Das heisst, dass man parallel zur beruflichen Tätigkeit sich immer à jour hält, dass man sich weiterbildet und sich neue Kenntnisse verschafft. Und das heisst natürlich nicht, dass man zuerst bis zwanzig sich einen Riesensack aneignet und dann nur noch von dem zehren kann, sondern dieses parallele Vorgehen im Bereich der praktischen Tätigkeit und auch in der theoretischen Weiterbildung kann man sehr gut auch weiter nach vorne verlagern. Und deshalb habe ich Mühe mit der momentan sich abzeichnenden Entwicklung, dass immer mehr Schülerinnen und Schüler schon sehr frühzeitig ans Liechtensteinische Gymnasium gehen und dort eine gute Ausbildung erreichen. Zu was führt das? Das heisst, dass wir in Zukunft sehr viele akademisch ausgebildete Leute haben. Ich denke, das ist eine Entwicklung, die in die falsche Richtung geht. Der Abg. Volker Rheinberger hat sich da auf das Prinzip der Marktwirtschaft berufen und hat gesagt: Das wird sich dann schon normalisieren. Hier werden die Marktkräfte zum Einsatz kommen und dazu führen, dass in Zukunft vermehrt die Schülerinnen und Schüler einen anderen Weg gehen. Ich denke, es ist auch eine Aufgabe des Staates, hier diesen anderen Weg möglichst attraktiv zu machen. Ich denke, dass wir auch sehr viel investieren müssen in diesen dualen Ausbildungsbereich. Das heisst, dass eine Schülerin oder ein Schüler nach der Primarschule diese Sekundarschule vier Jahre besucht, dann eine Lehre macht, parallel eine Berufsmittelschule, um dann auch Zugang zu haben zu den Fachhochschulen und weiteren Hochschulen. Mit einem Berufsmittelschulabschluss wäre es auch möglich, jedes Universitätsstudium in Österreich zu beginnen. Also hier sind auch Chancen auf diesem anderen Weg. Ich denke, diese Chancen sollte man sich nicht verbauen, da sollte man alles unternehmen, dass dieser Weg auch gepflegt wird. Und damit im engen Zusammenhang steht der zu frühe Selektionszeitpunkt, der heute in Richtung Gymnasium stattfindet. Wir wissen, heute fällt nach der fünften Stufe der Primarschule die Entscheidung. Es wird in einem Übertrittsverfahren festgelegt, ob die Schülerin und der Schüler in die Oberschule, in die Realschule oder das Gymnasium geht. Wir haben schon die Übertrittsproblematik hören können, insbesondere vom Abg. Lorenz Heeb, der hier eindrückliche Zahlen hat nennen können, die zeigen, dass hier erstens eine Entwicklung dahin geht, dass die Quoten ans Liechtensteinische Gymnasium stark zunehmen und parallel dazu die Quoten an die Oberschule stark abnehmen und die Gefahr besteht, dass die Oberschule, wie etwa vor zehn Jahren die Hilfsschule, aufgrund mangelnder gesellschaftlicher Akzeptanz verschwinden wird, und dass wir ein System haben, in dem es noch zwei Schulen geben wird: Das Gymnasium und die - ich weiss nicht, wie man es nennen soll - heisst es dann Realschule oder Sekundarschule. Und das ist eine Situation, die wir gar nicht angestrebt haben, die wir gar nicht wollen und wofür wir die Strukturen nicht bereitstellen. Mit der vorgeschlagenen Struktur haben wir die ganzen Details ausgearbeitet, wie es aussieht mit der Differenzierung und mit den Übertritten und mit den speziellen Förderungen.Also diese Entwicklung, dass einerseits der Andrang ans Gymnasium sehr stark zunimmt, andererseits die Oberschule in ihrer Existenz gefährdet ist, ist auf jeden Fall keine gute Entwicklung und wir müssen dem auf jeden Fall gegensteuern. Aber ich finde, das darf nicht der Markt alleine machen, sondern da müssen wir die entsprechenden begleitenden Massnahmen in die Wege leiten. Heute ist es vielfach so, weil das Gymnasium als Königsweg angeschaut wird. Die Schülerinnen und Schüler nach der fünften Stufe der Volksschule sind zirka elf Jahre alt. Dann fällt eine Berufswahlvorentscheidung und das ist meiner Ansicht nach viel zu früh. Ich habe selber zwei Töchter, die eine ist in der vierten Stufe der Primarschule und die andere ist jetzt an der ersten Stufe des Gymnasiums. Ich kenne auch diese Übertrittsverfahren aus eigener, persönlicher Erfahrung und weiss, dass der Zeitpunkt für eine Berufswahlvorentscheidung in dieser Hinsicht einfach zu früh ist. Und wenn das einmal eingespurt ist, wenn eine Schülerin oder ein Schüler am Gymnasium ist, dann ist es relativ unwahrscheinlich, dass dann ein Wechsel noch in eine Lehre stattfindet, obwohl es an und für sich naheliegend wäre und wahrscheinlich auch von den entsprechenden Schülerinnen und Schülern nach der siebten Stufe dann in diese Richtung entschieden worden wäre. Denn zwei Jahre später - nach der siebten Stufe - besteht schon eine grössere Kenntnis betreffend Fähigkeiten, Motivation usw.Ein weiterer Punkt, der aus meiner Sicht gegen die Langform des Gymnasiums spricht - das ist heute auch schon einmal erwähnt worden - das ist die Dauer von acht Jahren. Ich denke, wenn man acht Jahre lang in die gleiche Schule geht, also acht Jahre lang mit dem Bus anreist und durch das gleiche Tor in die gleiche Schule hineinläuft, da ist unweigerlich damit zu rechnen, dass es hier Motivationsprobleme gibt. Jeder Mensch setzt sich immer wieder kurzfristige Ziele, die es anzustreben gibt, und dies spricht auch dafür, dass man hier den gebrocheneren Weg, den gebrochenen Weg auch zum Gymnasium favorisieren würde. Im Bereich der Ausbildung ist die Motivation sicherlich ein sehr wichtiger Punkt. Und auf der heutigen Sekundarstufe geht sicher sehr viel Energie der Lehrkräfte - ich glaube, die Lehrer, die hier anwesend sind, können das sicher bestätigen - geht sehr viel Energie da hinein, dass man die Schülerinnen und Schüler motivieren muss. Wenn die Motivation vorhanden ist, wenn die entsprechenden Ziele vorhanden sind, dann es ist viel einfacher, den entsprechenden Stoff zu vermitteln und hinüberzubringen. Ich denke, das ist auch ein weiterer Grund, der dafür spricht, dass man zuerst die zwei Stufen auf der Sekundarstufe absolviert und dann die entsprechende Weichenstellung vornimmt, entweder zum Gymnasium oder weiter auf der Sekundarstufe und dann in eine berufliche Ausbildung, ich denke an eine Lehre oder dergleichen. Was immer wieder fällt und was natürlich völlig inkorrekt ist, das ist die Aussage, das Gymnasium oder der Weg zur Matura wird um drei Jahre verkürzt. Da entsteht der Eindruck, wie wenn die Schuldauer um drei Jahre verkürzt würde. Was richtig ist, das ist, dass das achte, das heutige achte Schuljahr des Gymnasiums gestrichen werden sollte. Es ist heute schon so, dass das achte Jahr nicht mehr vollständig unterrichtet wird, sondern - wir wissen es - da finden auch schon die Maturaprüfungen statt, die schriftlichen und die mündlichen. Da ist vielleicht noch zwei Drittel des Schuljahres oder weniger, an dem überhaupt unterrichtet wird. Und dann die ersten zwei Jahre, die nicht mehr am Standort des Gymnasiums unterrichtet werden, die werden dann in Zukunft an den dezentralen Schulen unterrichtet. Und der Bericht zeigt auch klar, dass hier sicher nicht weniger gefördert wird, sondern - ich denke - ganz im Gegenteil. Durch diese Niveauklassen in den Bereichen Englisch und Mathematik wird es zu homogeneren Gruppen kommen und insbesondere in diesen zwei Fächern, wo es aufbauend ist, d.h. in Mathematik und auch in Englisch ist es notwendig, dass man den Stoff kontinuierlich aufbaut, dass es hier Sinn macht, homogenere Gruppen zu haben, aber in anderen Bereichen - das zeigen auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse -, dass es dort sehr wohl Sinn macht, etwas heterogenere Gruppen zu haben. Also die Förderung, die an dieser ersten und zweiten Stufe der Sekundarschule in Zukunft vonstatten geht, ist sicherlich vergleichbar und in diesen Niveaugruppen sicherlich besser als heute. Wir haben das auch im Bericht ganz klar festgehalten, dass es bei den Selektionsentscheidungen einige Punkte gibt, die dazu führen, dass eine gute Selektion gar nicht möglich ist. Das Erste ist, dass es nicht möglich ist, eine einwandfreie Selektion durchzuführen. Wir haben auch festgehalten, dass der beste Oberschüler besser ist als der schlechteste Schüler im Gymnasium. Es gibt also sehr grosse Überschneidungen in diesem Bereich. Der zweite Punkt ist, dass eine zeitliche, dynamische Entwicklung stattfindet. Also, der beste Schüler nach der fünften Stufe Primarschule muss nicht immer noch der beste sein nach der siebten Stufe. Wir haben dazu auch Tabellen gezeigt, was die Intelligenz anbelangt, was die Fähigkeit in Deutsch anbelangt, was die Fähigkeit in Mathematik anbelangt und was die Fähigkeit in der ersten Fremdsprache anbelangt. Und dann der dritte Punkt ist die unterschiedliche Begabung in unterschiedlichen Fächern. Das heisst, wenn jemand in Mathematik speziell begabt ist, muss er nicht auch gleichzeitig in den Sprachen begabt sein. Und das führt alles dazu, dass eben auch am Liechtensteinischen Gymnasium, obwohl vielleicht nur 27% der Besten, der sogenannt Besten da sind, dass hier innerhalb einer Mathematikklasse oder Englischklasse hier sehr grosse Unterschiede vom Besten bis zum Schlechtesten vorhanden sind. Ich glaube, das können die Lehrer am Gymnasium auch bestätigen. Und deshalb ist mit diesen Niveaugruppen, die hier geplant sind auf der Sekundarstufe, in diesen Bereichen sicher mit homogeneren Klassen zu rechnen und ich denke, dass dadurch auch eine optimalere Förderung in diesen zwei Klassen möglich ist.Wir haben im Bericht auch verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen zitiert. Ich möchte hier dem Landtagsvizepräsidenten Otmar Hasler auch danken, dass er hier sachlich die verschiedenen Punkte erwähnt hat und auch gewisse Sachen relativiert hat. Es gibt Meta-Untersuchungen, die alle Untersuchungen analysieren, die in diesem Bereich gemacht worden sind. Ich glaube, man muss sich insbesondere auf diese Meta-Untersuchungen konzentrieren, weil das Zusammenfassungen sind. In Einzeluntersuchungen wird es immer möglich sein, wenn man aus einem Bericht zitiert, das eine oder das andere positiv darstellen zu können. Also auf solche Zitate gebe ich gar nichts, mit solchen Zitaten kann man wirklich alles behaupten. Ein weiteres Problem in diesem Zusammenhang ist auch - ich möchte sagen - die etwas unglückliche Benennung der verschiedenen Strukturmodelle. Es ist heute auch schon gefallen - ein Modell wäre die Gesamtschule oder integrierte Schule, wo wirklich die ganze Jahrgangsklasse beisammen ist. Dann das dreiteilige Model - ich sage es deutlich, dreiteilig - das ist das, was wir heute haben mit Oberschule, Realschule und Gymnasium. Und dann das dreigliedrige oder eben zweigliedrige Modell, und das Gliedrige vermittelt den Eindruck, es handle sich um etwas Gegliedertes. Aber dieses Gegliederte ist an und für sich das Modell, das wir favorisieren und hier präsentieren. Und wenn man einzelne Berichte zitiert und nicht merkt, dass man mit dem Gliedrigen eigentlich das Dreiteilige meint oder umgekehrt, dann werden sehr schnell falsche Aussagen gemacht. Wir haben auch in den Zeitungen diesbezüglich in der letzten Zeit einiges nicht ganz korrekt abgedruckt gesehen. Insbesondere auch auf die Hinweise - es wurde auch hier gesagt - betreffend die Untersuchungen in Basel. Bei diesen handelt es sich in Wirklichkeit um ein integriertes Modell, um ein Gesamtschulmodell in dem Sinne und kann auf jeden Fall nicht herangezogen werden, um das mit unserem Modell zu vergleichen.Was sagen die wissenschaftlichen Untersuchungen, die das ganze 20. Jahrhundert durchgeführt worden sind und die Leistungsfähigkeiten in den verschiedensten Fächern analysiert haben? Wir haben es im Bericht auch ausgeführt. Was die kognitiven Fähigkeiten anbelangt, ist ja kaum ein Unterschied festzustellen. Was immer wieder im Raum steht: "Niveausenkung" usw. ist auf jeden Fall von der Hand zu weisen. Bei Niveausenkung denkt man vermutlich zumeist an die kognitiven Fähigkeiten und die ist auf jeden Fall nicht gegeben. Das kann man sicherlich so sagen, das zeigen die Untersuchungen der Berner Universität über den Schulversuch im Kanton Zürich oder das zeigen diese Meta-Untersuchungen. Eine zweite Erkenntnis ist, dass in diesen heterogeneren Klassen andere Aspekte wie Sozialverhalten, Persönlichkeitsentwicklung und auch Motivation verbessert sind. Hier ist ein Plus mit der neuen Struktur zu erwarten. Wenn man also Angst hat, mit der neuen Struktur würde man irgendwie unser heutiges Bildungssystem, was die Leistungsfähigkeit der Schülerinnen oder Förderung der Schüler anbelangt, in Frage stellen, so kann man das nur vehement dementieren und sagen: Das ist durch überhaupt keine Untersuchungen erhärtet, das lässt sich nicht nachweisen.Ich komme jetzt noch zu den einzelnen, aufgeworfenen Fragen: Was die Struktur auf der Oberstufe des Gymnasiums anbelangt: Das sind zwei wesentliche Elemente. Das sind einerseits die Abschaffung der Typen und die Einführung der Profile, und andererseits die Verkürzung von 13 auf 12 Jahre. Wir wissen, das ist auf jeden Fall eine dringliche Aufgabe. Ich nehme mit Genugtuung zur Kenntnis, dass wenigstens dieser Teil hier unbestritten ist. Ich weiss jetzt nicht, wie es mit dem Rest der Sekundarstufenreform vorwärts geht. Ob es zielführend ist, dass man diese zwei Dinge vor der Reform der Sekundarstufe auf der Schulstufe sechs und sieben trennen sollte oder nicht. Auf jeden Fall stehen wir unter einem zeitlich recht grossen Druck, dass wir im Bereiche ReGyOs vorwärts machen müssen, je nachdem, wie heute die Vorlage an die Regierung überwiesen wird. Wenn es noch längere Zeit in Anspruch nehmen sollte, um die Reform auf der Stufe sechs und sieben durchzuführen, dann würde die Regierung auf jeden Fall möglichst schnell - ich kann jetzt kein verbindliches Datum nennen - aber ich würde mir vorstellen, dass wir dann schon im September-Landtag mit der Reform der gymnasialen Oberstufe wieder hier im Landtag mit einem Bericht und Antrag aufscheinen würden. Also dann würden wir das auf jeden Fall vom Rest trennen und würden hier mit der ReGyOs und der Verkürzung von 13 auf 12 Jahren wieder hier mit einem Antrag an den Landtag gelangen. Eine Aussage ist gefallen, dass wir hier keine radikale Änderung vornehmen sollten. Ich denke, wenn man die Struktur, wie sie vorgeschlagen ist mit unserem Bericht, genau analysiert, dann zeigt es sich, dass es sich um eine behutsame Änderung handelt. Ich denke, es ist auch eine graduelle Differenzierung im Zuge der Schülerlaufbahn. Wir wissen alle: Die ersten fünf Stufen in der Primarschule werden integrativ unterrichtet, das heisst, hier haben wir alle beisammen vom besten bis zum schlechtesten Schüler. Dann haben wir heute einen radikalen Schnitt, möchte ich mal sagen. Wir selektieren in drei Teile, in die Oberschule, in die Realschule und das Gymnasium und wir setzen diese Dreiteiligkeit fort. Das eine acht Jahre bis zum Maturaabschluss, die anderen zwei mit vier Jahren, bevor sie dann eine Lehre beginnen können, und alles ist relativ undurchlässig. Mit der vorgeschlagenen Struktur wäre dieser radikale Schnitt nicht mehr so radikal, weil erstens die Selektion nicht mehr die gleich grosse Rolle spielt. Wir machen dann zwei Klassen. Eine mit erweiterten Anforderungen und eine mit grundlegenden Anforderungen. Etwa 60% gehen in die Klasse mit erweiterten Anforderungen und 40% mit grundlegenden Anforderungen. Der Unterricht auf der sechsten und siebten Stufe wird dann zwei Jahre durchgeführt, und dann findet die Selektion ins Gymnasium statt. Und dann beim heutigen Übertrittsprozent von 27 - vielleicht wird es zunehmen auf 30, ich hoffe eher nicht - dann sieht man ganz klar, dass wir beim Übertritt von der Primarschule in die Sekundarschule den Schnitt bei diesen 60% haben. Beim Übertritt von der siebten Stufe ans Gymnasium ist dieser Schnitt bei 30%. Also die Einteilung, die hier nach der Primarschule erfolgt, ist um sehr viel entfernt von dieser Einteilung, die dann ins Gymnasium erfolgt. Hier ist die Weichenstellung nicht mehr so einschneidend, was die Chancen für den späteren Übertritt ans Gymnasium anbelangt. Aber man hat aufgrund der verbesserten Übertrittsmöglichkeiten immer noch die Möglichkeit, das nachzuholen. Aber der Selektionsdruck ist sicher viel kleiner, weil er nicht mehr die entscheidende Rolle spielt in diesem ganzen Zusammenhang. Und heute - wir haben das auch gehört - ist dieser Zeitpunkt, dieser Selektionszeitpunkt sehr bestimmend für die weitere schulische und auch berufliche Entwicklung. Es wurde auch gesagt, dass das Quotenproblem nicht gelöst werden könne. Es wird notwendig sein, die entsprechenden Anforderungsprofile so auszugestalten, dass daraus dann die entsprechenden Quoten resultieren werden. Es ist nicht möglich, dass man die Quoten fix setzt, sondern die Anforderungen an die einzelnen Klassen usw. werden dementsprechend gesetzt werden müssen. Es wurde auch in Frage gestellt, dass sich die Orientierungsstufe - so wurde sie genannt - nicht organisieren lasse, dass es zu kompliziert sei usw. Ich möchte nur herausstellen: Wir erfinden hier das Rad nicht wieder neu. Wir haben 15-jährige Erfahrungen in der Schweiz, auf die wir hier zurückgreifen können. Wir wissen, das Modell funktioniert, das Modell hat sich im Ausland bewährt und mit der Reduktion auf diese zwei Niveaus sind wir sehr kompatibel mit den Modellen in der Schweiz. Da kann man sicher nicht sagen, dass es bei uns nicht funktionieren soll; es hat sich im Ausland schon bewährt.Es wurde hier auch schon von einigen Abgeordneten angetönt, wenn man nichts macht, was dann passiert. Ich habe schon vorhin dazu ausgeführt: Dann kommen wir zu diesem österreichischen Modell, das wir an und für sich gar nicht anstreben. Es wurde auch ausgeführt, dass wir die Vorbehalte ernst nehmen sollen. Es ist sicher so, dass wir die Bedenken, die im Rahmen der Vernehmlassung geäussert wurden, auch alle ernst genommen haben. Sie finden das auch detailliert aufgeführt im Bericht und Antrag. Wir haben keine Kritikpunkte unterschlagen, wir haben alles ernst genommen. Wir haben zu diesen Anliegen Antworten gegeben und wir haben die Lösung präsentiert. Wir haben uns insbesondere auch noch einmal mit dem Vorschlag des Liechtensteinischen Gymnasiums auseinander gesetzt, um ihre Modelle noch vertieft anzuschauen und auszudiskutieren. Wir haben kein Modell finden können, kein Modell entwickeln können, das mit den vielen Problembereichen, die heute vorhanden sind und die wir ja lösen wollen, das mit dieser Idee, mit dieser Zielsetzung kompatibel wäre. Ich möchte also diesen Vorwurf entschiedenst zurückweisen. Deshalb sind wir auch erst jetzt im Landtag mit diesem Bericht und Antrag, weil uns diese Extrakurve - möchte ich einmal sagen - sicherlich ein halbes Jahr an Zeit gekostet hat, um diese vertieften Abklärungen nochmals durchzuführen und nochmals mit dem Liechtensteinischen Gymnasium ins Gespräch zu kommen.Von einem Abgeordneten wurde auch gesagt, dass der Niveauverlust in der heutigen Struktur auch auf eine Stundenreduktion zurückzuführen sei. Er hat hier auch insbesondere "Haushaltskunde" angesprochen. Ich möchte nur zur Frage der Stundenreduktion etwas sagen, weil im Rahmen des Lehrplans wird ja die Stundentafel noch genau ausgewertet. Wir befinden uns im Moment in einer zweijährigen Entwicklungs-, Evaluations- und Auswertungsphase und wir werden Mitte nächsten Jahres entscheiden, wie diese Stundentafel dann definitv aussehen wird. Aber was die Anzahl der Stunden anbelangt: Sie können das international vergleichen. Es gibt hier Bildungsstatistiken. Wir haben mit diesen 34 Lektionen pro Woche eine sehr hohe Stundendotation. Wir sind hier im Spitzenfeld, was die Belastung der Schülerinnen und Schüler anbelangt. Wir können hier nicht mehr drauflegen. Es geht darum, diese 34 Lektionen, die wir in der Woche zur Verfügung haben, auch optimal auszugestalten, hier auch optimalen Unterricht anzubieten. Ein ganz wichtiger Punkt ist, dass wir wohl ein Bildungssystem haben, in dem sich sehr viel bewährt hat. Wir wollen auf keinen Fall diese bewährten Strukturen, diese bewährten Errungenschaften in Frage stellen. Das haben wir auch im Bericht ausgeführt. Ich habe es einleitend auch kurz gesagt. Diese Massnahmen wie Ergänzungsunterricht, spezielle Förderungen in Deutsch als Zweitsprache, Förderunterricht, Stützunterricht, Binnendifferenzierung und auch diese vielen Lehrerfortbildungsaktivitäten, das sind alles Errungenschaften, die wir auf jeden Fall beibehalten wollen, die wir weiterziehen wollen. Es ist einfach notwendig, dass wir dies auch in die neue Struktur hinüberbringen. Das ist geplant, das ist vorgesehen und deshalb ist hier nicht mit einer Reduktion der Qualität zu rechnen.Die Selektion am Ende der Primarschule ist sicherlich ein Problem. Wir haben es gehört, was die Ungerechtigkeit oder die Ungleichheit anbelangt, sei es von Klasse zu Klasse, sei es von Schulbezirk zu Schulbezirk oder sei es von Gemeinde zu Gemeinde. Hier sind einfach zu grosse Unterschiede, die sich sachlich nicht rechtfertigen. Das muss auf jeden Fall verbessert werden. Und mit diesen dezentralen Schulstrukturen schaffen wir hier auf jeden Fall eine Verbesserung. Heute ist es so, dass ein einzelner Lehrer darüber entscheidet. In einer grösseren Gemeinde wird er eine Klasse haben mit 20 Schülerinnen oder Schülern. Es ist also die Grösse der Klasse, die er als Vergleich heranziehen kann plus natürlich der langjährige Feed-back, der hier stattfindet. Aber im Wesentlichen ist es eine kleinere Zahl, und ein Lehrer entscheidet über diese Laufbahnentscheidung. In Zukunft wird es im Team geschehen, also eine Stufenkonferenz, d.h. alle Lehrer, die bei der entsprechenden Klasse auch beschäftigt sind, wird diese Entscheidung treffen. Und wir haben bei kleineren Schulen, ich denke an die Schule in Balzers oder auch die Schule, die in Ruggell vorhanden sein wird, wäre das ein Jahrgang vielleicht von 60/70 Schülerinnen und Schülern. Und da ist natürlich eine ausgewogenere Beurteilung möglich, dann ist eher zu sagen: Stimmt jetzt diese Selektion oder stimmt sie nicht? Und die heute bestehende Situation wird hier auf jeden Fall verbessert.Ich glaube, die Situation an der Oberschule wurde auch ausführlich diskutiert. Das möchte ich gar nicht wiederholen. Wir haben auch zwei Oberschullehrer hier im Saal, die ihre Voten geführt haben. Und hier können wir wirklich aus erster Hand hören, wie die Situation dort ist, was die entsprechenden Abschlusszeugnisse für eine Bedeutung haben werden, dass es besser ist, wenn hier nicht mehr der Stempel "Oberschule" draufsteht, sondern eben eine umfassendere Beurteilung, wo man dann sieht: Wie stark ist er in Mathematik? Wie stark ist er in der ersten Fremdsprache? Wie stark ist er generell? - und auch noch eine schriftliche Ausführung vielleicht im Sozialverhalten und in weiteren Punkten, die für einen Lehrbetrieb auch wichtig sein könnten. Verschiedentlich wurde auch im Umfeld, in den Zeitungen, aber auch zweimal hier im Landtagssaal auf Seite 51 des Berichts verwiesen, wo die Regierung geschrieben hat: "Ein offenes, durch die Reform der Sekundarstufe I nicht zu lösendes Problem, bleibt die Integration von leistungsschwachen Schülerinnen und Schülern in der Berufswelt. Hier muss nach Ansicht der Regierung im Rahmen der anstehenden Reform des Berufsbildungsgesetzes nach Auswegen und Lösungen gesucht werden". Das ist vielfach in einem falschen Zusammenhang gebracht worden. Hier steht: Es geht um ein Problem bei der Integration von leistungsschwachen Schülerinnen und Schülern. Es wird immer schwierig sein, dass die entsprechenden Schülerinnen und Schüler eine Lehrstelle finden werden. Ich denke, im Berufsbildungsbereich haben wir Massnahmen gesetzt mit Vorlehre, Anlehre usw. Aber wir sprechen hier von den Leistungsschwächsten. Das wird immer ein Problem sein. Aber in den Stellungnahmen macht man hier immer den Kurzschluss: Das ist die Oberschule. Also dass im Prinzip das Problem noch der Schule anhaftet, und das kann man eben nicht machen. Ich denke, leistungsschwach heisst jetzt, dass, wenn jemand mit dem Zeugnis kommt und er hat ein "G" und ist bei allen Niveaufächern im schwächsten Niveau, dann weiss der Lehrmeister auch, der ist in allen Bereichen sehr schwach. Das wird ein Problem für ihn sein. Wenn er aber ein Zeugnis hat, wo er vielleicht in Mathematik eine sehr gute Leistung hat aber in den anderen Bereichen nicht so gut, dann ist er doch für bestimmte Berufsrichtungen sehr geeignet. Und das weiss der entsprechende Lehrmeister auch zu schätzen, wo es eben vielleicht auf diese mathematischen Fähigkeiten ankommt. Hier ist eine grössere Transparenz gegeben, eine bessere Information auch für die Lehrbetriebe und deshalb auch eine bessere Situation in der Zukunft zu erwarten. Dann komme ich auf das Votum des Abg. Alois Beck noch zu sprechen, auf seine 10 Punkte, die der Landtagspräsident auch aufgeführt hat. Mit diesen 10 Punkten könnte er sich identifizieren bei einer Überweisung des ganzen Projektes an die Regierung. Ich möchte nicht alle Punkte durchgehen, nur ganz wenige. Eine Stärke/Schwäche-Analyse wird vermisst. Hierzu möchte ich nur ausführen: Wir haben im Bericht die Problembereiche ganz dezidiert dargestellt, ausgeführt. Und das sind nicht neue Problembereiche. Hier haben wir auch eine 10-jährige, 12-jährige Erfahrung. Wir wissen, diese Probleme sind vorhanden, die haben wir nicht lösen können. Es ist also nicht so, dass hier keine umfassenden Analysen vorhanden wären. Und wir haben nicht nur die Hoffnung, dass sich mit dieser Reform dies lösen liesse, sondern wir haben da auch fundierte Erfahrungswerte aus dem Ausland, die uns sagen können, dass hier eine Verbesserung zu erzielen ist. Ich denke, für gewisse Sachen braucht es auch gar keine Abklärung. Ich denke an den Selektionszeitpunkt, der um zwei Jahre verschoben wird, dass das auf jeden Fall eine andere Ausgangssituation bei dieser Entscheidung sein wird. Das ist ganz offensichtlich. Es wurde auch gesagt, dass sehr viele Projekte laufen. Es ist richtig so, dass es immer wieder notwendig sein wird für die Lehrpersonen, sich à jour zu halten in den verschiedensten Bereichen auch tätig zu werden. Das Fremdsprachenkonzeptprojekt ist jetzt abgeschlossen. Da gibt es auch eine entsprechende Arbeit darüber, die nächstens veröffentlicht wird. Dann haben wir Lehrplanarbeit, die wird bis Mitte nächsten Jahres insbesondere evaluiert usw. Und dann werden auch Zeitgefässe neu geschaffen werden, um eben Platz zu schaffen für diese Reform der Sekundarstufe. Es ist immer so - nicht nur bei uns in Liechtenstein -, dass die Lehrpersonen herausgefordert sind, sich den gesellschaftlichen Entwicklungen zu stellen und sich auch entsprechend weiterzubilden. Ich glaube, wir haben das auch klar dargestellt. Die zu erwartenden Kosten, die hier zu erwarten sind und die entsprechenden Beiträge, die hier gesprochen werden müssen. Was das Übertrittsverfahren anbelangt, das ist der dritte Punkt: Hier haben wir mit dem Lehrplan, mit dem einheitlichen Lehrplan auf jeden Fall die Voraussetzungen geschaffen, dass das verbessert werden sollte. Aber eben, es ist natürlich ganz etwas anderes, wenn ein Lehrerteam für eine ganze Jahrgangsklasse verantwortlich ist, als wenn diese Verantwortung auf verschiedene Standorte verteilt ist. Also eine Optimierung dieser Übertrittssituation ist ganz klar besser, wenn eben diese Jahrgangsklassen unter einem Dach, unter einer einheitlichen Führung geführt und unterrichtet werden.Dann die Durchlässigkeit verbessern: Das kann man auch im Zusammenhang mit dem Vorherigen sehen. Dann die Nachqualifikation, das zehnte Schuljahr. Da haben wir schon im Bericht und Antrag ausgeführt, wie es darum bestellt ist, das 10. Schuljahr als Nachqualifikation für eine Realschule. Es ist so, dass der Realschulabschluss nicht ein rechtlich verbindlicher Abschluss ist. Es ist dem Lehrbetrieb überlassen, zu sagen, ob er jetzt einen Realschulabschluss oder einen 10. Schuljahrabschluss gleich bewertet oder ob er es unterschiedlich bewertet und wie stark er einen Oberschulabschluss bewertet. Was hier wichtig ist, dass das 10. Schuljahr optimiert wird, dass es hier wirklich sehr attraktiv ist, dass es eine Chance gibt, um für bestimmte Jugendliche hier eine optimale Lösung zu haben, um den Anschluss an die berufsbildende Ausbildung zu gewährleisten. Ich denke, mit dem verabschiedeten Konzept haben wir die Weichen gestellt. Sie kennen es alle. Wir haben es auch im Zusammenhang mit dem Bericht und Antrag Informations- und Kommunikationstechnologie dem Landtag verteilt. Der sechste Punkt, der aufgelistet wurde, der läuft im Zusammenhang mit dem Berufsbildungsgesetz. Eine verbesserte Zusammenarbeit im dreiteiligen System wird angesprochen. Ich habe vorhin dieses aus den "LGym-Nachrichten" zitiert. Ich habe festhalten können, feststellen können, dass hier, obwohl eine Absicht bestanden hat, in zwölf Jahren nicht sehr viel passiert ist. Ich glaube, es reicht nicht, dass man hier nur eine Absichtserklärung äussert, man muss auch die entsprechenden Strukturen darum herum optimieren. Die Möglichkeit, Wahlfachangebote zu verbessern: Es ist richtig, wenn die Klassen räumlich beieinander sind, dass das natürlich eher möglich ist. Ich denke an das Schulzentrum Unterland, wo die Realschüler und Oberschüler im gleichen Gebäude untergebracht sind. Wenn sie auf unterschiedliche Standorte verteilt sind, ist es natürlich schon sehr viel schwieriger. Aber auch hier wird es notwendig sein, die Zusammenarbeit zu verbessern. Ich denke, wenn man in dieser Richtung gehen will, warum dann nicht eben die vorgeschlagene Struktur, die eben diesen Bereich optimiert und zusätzlich viele weitere andere Bereiche optimiert? Was hier von der Regierung vorgeschlagen wird mit dieser Reform auf der Sekundarstufe, das ist eine Optimierung von sehr vielen unterschiedlichen Anforderungen, die hier in Betracht gezogen worden sind, die berücksichtigt worden sind. Ich denke, wir haben hier eine optimale Lösung gefunden, um eben diesen verschiedenen Anliegen Rechnung zu tragen. Der neunte Punkt war: Partialrevision Gymnasium in die Wege leiten: Ich habe gesagt, das ist auf jeden Fall vorgesehen, wenn hier die Zustimmung des Landtages zur ganzen Reform heute noch nicht erfolgen kann. Und eine weitere Forderung war, dass man die sprachlichen/mathematischen Fächer mehr gewichten sollte. Das ist ein Projekt, das im Rahmen des Lehrplans auch durchgeführt wird. Und wie ausgeführt, werden wir da am Ende des nächsten Schuljahres hier auch wissen, in welche Richtung das hier gehen sollte. Hier warten wir auf Rückmeldungen von den Lehrern, die zwei Jahre Zeit haben, um Erfahrungen zu sammeln. Das ist also etwas, was unabhängig von dieser Strukturreform gesehen werden kann. Also die meisten Punkte kann ich meinerseits recht stark relativieren, sie sind zum Teil nicht relevant für die vorliegende Problematik. Andererseits können sie mit der bestehenden Struktur nicht so optimal gelöst werden, wie mit dem Vorschlag der Regierung. Immer wieder stelle ich fest - auch heute wieder bei bestimmten Voten, die unser Modell mit einer Gesamtschule in Verbindung bringen. Ich kann nur immer wieder betonen: Wir haben hier ein sehr differenziertes Modell, einerseits auf der Klassenebene mit diesen zwei unterschiedlichen Klassen, dann aber auch in den Niveaufächern Englisch und Mathematik, wo wir eine Differenzierung in drei unterschiedliche Leistungsanforderungen haben. Wir haben also ein differenziertes Modell. Das lässt sich auf keine Art und Weise mit einer Gesamtschule vergleichen. Es wurden im Vorfeld der ganzen Strukturdiskussion verschiedenste Modelle diskutiert. Es reichte von der Gesamtschule bis zum dreiteiligen System, wie wir es heute haben. Und das vorgeschlagene Modell ist praktisch das nächste beim heutigen System. Also es ist sehr nahe beim dreiteiligen, verbessert aber alle Problembereiche, die wir als Auslöser für die gesamte Strukturreform in Angriff genommen haben. Wir erfinden auch das Rad nicht neu, wie ausgesagt wurde. Wir berufen uns auf mindestens 15-jährige Erfahrungen in der Schweiz. Und ich denke, wir gehen hier absolut keine Risiken ein. Es wurde auch verschiedentlich gesagt, dass hier zum Teil Entwicklungen in die andere Richtung gehen. Diese Aussage kann ich nicht unterstützen, dies widerspricht ganz klar den Tatsachen. Es ist europaweit - aber auch schweizweit - ganz klar in Richtung dieses kooperativen, dreigliedrigen Systems, also dieses gegliederten Systems, wie wir es mit diesem Bericht und Antrag vorschlagen. Wenn man immer wieder diese Modelle von Basel herzieht oder auch die Entwicklung in Zürich usw., dann muss man das einfach relativieren und man muss zur Kenntnis nehmen, dass das gesamtschweizerisch oder auch gesamteuropäisch nicht so ist, sondern es geht in die Richtung, in die wir auch unser Bildungssystem reformieren wollen.Ich denke, zusammenfassend kann man sagen, dass wir hier eine massvolle Reform ins Auge fassen, dass wir alles Bewährte erhalten wollen, ins neue System überführen wollen und dass wir auch die Erwartungen damit verbinden, dass ein Innovationsschub an den Sekundarschulen vor sich geht. Ich denke insbesondere, was die Zusammenarbeit anbelangt, dass hier wirklich noch Verbesserungspotenzial vorhanden ist. Und diese Zusammenarbeit, die hier verbessert wird, kommt auf jeden Fall zum Nutzen der Schülerinnen und Schüler. Die heute leider oft beobachtete mangelhafte Zusammenarbeit kann auf jeden Fall deutlich verbessert werden. Hier setzen wir auch sehr grosse Hoffnungen.Der letzte Punkt noch, der heute fast nicht angesprochen worden ist, das ist der wohnortsnahe Schulstandort, dass hier überhaupt die Möglichkeiten geschaffen werden, dass das System der wohnortsnahen oder dezentralen kleineren Schulstandorte wirklich optimal funktionieren kann. Ich denke, es ist ein zentrales Anliegen - auch von Seiten der Elternschaft -, dass auf der Sekundarstufe noch bei wohnortsnahen Standorten der Schulunterricht erteilt wird. Wir haben heute sehr grosse Unterschiede, was Gymnasium oder Oberschule oder Realschule anbelangt, in den verschiedensten Bereichen. Was den Schulstandort anbelangt: Alle Gymnasiasten fahren nach Vaduz, sind über Mittag nicht zu Hause. Die anderen weiterführenden Schülerinnen und Schüler sind an einem wohnortsnäheren Standort und werden in der Regel über Mittag zu Hause verpflegt, was auch der Wunsch vieler Eltern ist und dem Rechnung trägt. Was das Klassenlehrerprinzip anbelangt - es wurde ja auch vorgeworfen, dass hier das Klassenlehrerprinzip durchbrochen werde -, dass möglichst viele Lektionen von einem Klassenlehrer unterrichtet werden sollen. Wie ist die Situation heute? Es ist ganz unterschiedlich auf der Sekundarstufe. Am Liechtensteinischen Gymnasium hat ein Klassenlehrer oder eine Klassenlehrerin vielleicht ein bestimmtes Fach, vielleicht zwei Fächer, also sehr wenige Lektionen auf das Total von 34 Lektionen. Wir haben eine Untersuchung gemacht, wie es an der Realschule in Eschen aussieht. Typischerweise werden vom Klassenlehrer etwa 10/12 Lektionen unterrichtet, je nachdem, ob der Klassenlehrer Hauptfach Mathematik oder Sprachen unterrichtet. In der Oberschule ist es so, dass der Klassenlehrer eine sehr viel grössere Funktion hat. Hier ist also eine ganz unterschiedliche Situation, was die Klassenlehrersituation anbelangt, an der Oberschule, an der Realschule oder am Gymnasium. Ich weiss nicht, ob sich das auch pädagogisch rechtfertigen lässt. Es ist einfach so. Ich denke, ich habe doch einige Ausführungen gemacht und auch einige Zeit von Ihnen in Anspruch genommen. Ich komme zum Schluss und gebe Ihnen Gelegenheit, auch weitere Fragen zu stellen. Ich bin gerne bereit, auch wieder Antworten zu geben. Danke.Abg. Peter Sprenger:
Herr Präsident, Damen und Herren Abgeordnete. Ich möchte meinen Antrag präzisieren und zu Protokoll geben, dass mein Antrag auf Eintreten auf den Bericht und Antrag inkludiert und diese Vorlage lediglich vor Durchführung der 1. Lesung der Regierung zur Überarbeitung überwiesen werden soll. Mein Antrag ist mitnichten so zu verstehen, dass damit dem neuen kooperativen Strukturansatz mit einer zweijährigen Orientierungsstufe gemäss Bericht und Antrag der Todesstoss versetzt oder für ihn die stille Beerdigung bestellt werden soll bzw. die definitive Schubladisierung intendiert ist. Ganz im Gegenteil soll mit meinem Antrag die Weiterbehandlung des neuen Ansatzes unter Berücksichtigung der in den einschlägigen Voten enthaltenen Modifikationsanregungen erreicht werden. Ich möchte daher den Kollegen Alois Beck fragen, ob auch das sein Vorverständnis ist. Unter dieser Prämisse wäre ich mit einer von Ihnen angeregten Verschmelzung der Anträge einverstanden und könnte dann mit einem Antrag "Beck-Sprenger" leben. Abg. Alois Beck:
Nein, das geht nicht ganz so. Ich möchte meinen Antrag aufrechterhalten. Landtagspräsident Peter Wolff:
Ich habe den Antrag Alois Beck so verstanden, dass er sich für eine Überarbeitung der Vorlage im Sinne der Beibehaltung der Dreiteiligkeit der Sekundarstufe 1 ausspricht unter Abklärung der 10 Punkte, die da noch einzeln aufgeführt worden sind. Wird das Wort noch gewünscht? Alle sind erschlagen von den einstündigen Ausführungen des Herrn Regierungsrates. Wenn das Wort nicht mehr gewünscht wird, stimmen wir ab. Wir stimmen zuerst über den Antrag des Abg. Alois Beck ab als den weitergehenden Antrag. Wie wir jetzt gerade klargestellt haben, handelt es sich beim Antrag des Abg. Alois Beck um einen Antrag auf Rückweisung der Vorlage zur Überarbeitung an die Regierung im Sinne einer Beibehaltung der dreiteiligen heutigen Sekundarstufe I mit dem Zusatzauftrag an die Regierung, folgende 10 Punkte abzuklären bzw. in die Wege zu leiten.Für die bestehende Schulstruktur muss eine Stärken/Schwächen-Analyse veranlasst werden.Begonnene Projekte und Schulversuche sind zu Ende zu führen und zu evaluieren, bevor neue Versuche lanciert werden.Im Sinne einer Objektivierung und im Sinne des sozialen Ausgleichs soll ein Übertrittsverfahren durchgeführt werden.Die Durchlässigkeit ist im Bezug auf alle Schultypen zu verbessern. Dabei soll insbesondere auch geprüft werden, ob beispielsweise mit Förderunterricht ein Übertritt in einen anderen Schultyp ohne Zeitverlust ermöglicht werden kann.Es soll die Möglichkeit einer Nachqualifikation beispielsweise im Rahmen des 10. Schuljahres geschaffen werden.In Zusammenarbeit mit Gewerbe und Industrie sowie mit Dienstleistungsunternehmen ist eine Verbesserung der Berufschancen, insbesondere auch für schwächere Schülerinnen und Schüler anzustreben.Im Rahmen der Dreigliedrigkeit sollen Möglichkeiten von engerer schulhausinterner Zusammenarbeit aufgezeigt werden.Es soll die Möglichkeit für einen schultypenübergreifenden Unterricht in bestimmten Bereichen (Wahlfachangebot) überprüft werden.Die notwendige Partialrevision bezüglich des Gymnasiums, welche sich aufgrund des schweizerischen Maturitätsanerkennungsreglements aufdrängt, soll in die Wege geleitet werden.Eine Gewichtung des Fächerkatalogs mit dem Ziel einer Stärkung der sprachlich/mathematischen Fächer soll geprüft werden. Soweit der Antrag Alois Beck.Abg. Paul Vogt:
So wie ich die Stimmung jetzt einschätze, befürchte ich, dass am Schluss keiner der Anträge angenommen wird, also dass vielleicht der Antrag "Beck" keine Mehrheit findet, der Antrag "Sprenger" auch nicht und Eintreten auch nicht beschlossen würde. Dann hätten wir kein Ergebnis. Ich denke aber nicht, dass das im Sinne des Landtages wäre. Ich glaube nicht, dass die Stimmung so ist, dass man überhaupt nichts davon wissen will, sondern dass man am Schluss sich damit zufrieden geben wird auch bei den Befürwortern, dass man das Ganze einfach noch einmal an die Regierung zurückweist. Ich möchte Sie daher ersuchen, zuerst über Eintreten abstimmen zu lassen.Landtagspräsident Peter Wolff:
Da habe ich nichts dagegen, wobei eine Ablehnung dieses Antrages dann in Folge der nachfolgenden Abstimmungen nicht bereits automatisch bedeuten würde, dass Nichteintreten beschlossen ist. Da sind wir uns einig. Abg. Alois Beck:
Das kann man machen. Ich würde schon vorschlagen, bevor wir die Resultate vorwegnehmen, dass wir zuerst abstimmen.Landtagspräsident Peter Wolff:
Selbstverständlich. Gut. nachdem diese vom Abg. Vogt vorgeschlagene Reihenfolge der Abstimmungen keinen Widerspruch auslöst, stimmen wir in dieser Reihenfolge ab. Ist allen klar, um was es jetzt geht?Landtagsvizepräsident Otmar Hasler:
Jetzt geht es noch einmal um die Frage: Der Antrag des Abg. Alois Beck bedeutet ja vor Eintreten eine Überweisung an die Regierung. Das bedeutet ja nicht gleichzeitig Eintreten auf die Vorlage. Landtagspräsident Peter Wolff:
Nein, sicher nicht. Aber die vorgesehene Reihenfolge der Abstimmung ist ein etwas ungewöhnlicher Vorgang, muss ich einräumen. Es sieht jetzt so aus gemäss dem Vorschlag des Abg. Paul Vogt: Die erste Abstimmung erfolgt jetzt praktisch über den Antrag der Regierung, auf die Vorlage ohne Wenn und Aber einzutreten. Wenn dieser Antrag eine Mehrheit findet, dann sind wir eingetreten. Wenn dieser Antrag keine Mehrheit findet, dann wird über den Antrag des Abg. Alois Beck abgestimmt und anschliessend über den Antrag des Abg. Peter Sprenger.Abg. Rudolf Lampert:
Ich glaube, dass hier inhaltlich doch etwas verschoben wird, was eigentlich auch nicht gewollt ist. Ich meine, wenn jetzt - und ich glaube, darauf spekuliert auch der Abg. Vogt - wenn jetzt Eintreten beschlossen wird, dann sind wir beim ersten Schritt. Wenn dann der Vorschlag des Abg. Beck zum Tragen kommt, dieser keine Mehrheit findet gemäss Prognosen des Abg. Vogt, der Vorschlag des Abg. Sprenger keine Mehrheit findet, weil sich eigentlich diese nicht ganz decken. Das würde dann heissen, wir lesen, obwohl eigentlich die Mehrheit, so wie ich das herausgehört habe, nicht unbedingt für lesen ist. Also ich glaube: Wenn wir Eintreten beschliessen und diese zwei Vorschläge keine Mehrheit finden, dann wird gelesen, so habe ich das zu interpretieren.Landtagspräsident Peter Wolff:
Das ist völlig richtig. Es ist nicht unzutreffend der Hinweis, den Sie machen, Herr Abg. Lampert. Ich habe vorher vielleicht unterlassen, noch eine Bemerkung zu machen zu den Ausführungen des Abg. Peter Sprenger. Er hat gesagt, sein Antrag auf Überweisung der Vorlage an die Regierung sei so zu verstehen, dass er für Eintreten sei, aber zuerst sollen die Abklärungen von der Regierung im Sinne einer Überarbeitung gemacht werden. Das ist im technischen Sinne natürlich kein Eintreten, sondern das ist eine Überweisung an die Regierung mit dem Inhalt, man sei an und für sich mit der Schulstrukturreform dieser Art einverstanden. Aber bevor man sie behandeln will, also bevor man wirklich darauf eintreten will und sie lesen will, sollen noch die und die Überprüfungen gemacht werden. Also ein Eintreten im technischen Sinn ist es nicht, weil dann müsste, wie der Abg. Lampert richtig gesagt hat, dann wird gelesen. Wenn eingetreten ist, dann wird gelesen. Dann kann allenfalls die Regierung bis zur 2. Lesung dann noch irgendwelche Abklärungen treffen. Aber ein Eintreten, ein bedingtes Eintreten unter vorheriger Abklärung irgendwelcher Dinge durch die Regierung, das gibt es nicht. Entweder es wird eingetreten oder es wird überwiesen, aber eine Mischform gibt es nicht.Abg. Rudolf Lampert:
Und deshalb glaube ich, dass mit dem Vorschlag, auf den Sie jetzt eingegangen sind, mit dem Vorschlag des Abg. Vogt einfach das Ergebnis hier verfälscht wird. Abg. Volker Rheinberger:
Ich muss jetzt schon noch einmal fragen: Wenn wir zuerst über Eintreten abstimmen und diese Abstimmung keine Mehrheit findet, heisst es dann nicht automatisch, dass Nichteintreten beschlossen ist?Landtagspräsident Peter Wolff:
Normalerweise, wenn nur über diesen Antrag abgestimmt wird, schon. Aber darum habe ich ja gesagt, in diesem Falle nicht, weil wir wissen, dass zwei Anträge auf eine spezielle Behandlung dieser Vorlage im Sinne einer Überprüfung durch die Regierung allerdings in zwei verschiedenen Richtungen oder mit zwei verschiedenen Schwerpunkten vorliegen. Man könnte auch am Schluss über Eintreten abstimmen. Aber ich habe nichts dagegen, wie vorgeschlagen wurde, am Anfang darüber abzustimmen. Gibt es vor Durchführung der Abstimmungen noch Fragen?Abg. Rudolf Lampert:
Dann stelle ich den Antrag, dass nach den Abstimmungen über diese zwei Vorschläge über Eintreten abgestimmt wird. Landtagspräsident Peter Wolff:
In der Geschäftsordnung steht in Art. 43 unter der Überschrift "Bekanntgabe der Anträge": "Vor jeder Abstimmung gibt der Präsident eine Übersicht über die vorliegenden Anträge und teilt mit, in welcher Reihenfolge er sie zur Abstimmung zu bringen gedenkt. Sind Anträge inhaltlich teilbar, kann der Landtag über die einzelnen Punkte getrennt abstimmen". Das kommt hier nicht zur Anwendung. Dann Absatz 3: "Wird eine andere Reihenfolge vorgeschlagen und ist der Präsident damit nicht einverstanden, so entscheidet der Landtag". Nun gut, wir haben jetzt zwei solche Vorschläge. Mit dem einen Vorschlag wäre ich einverstanden gewesen. Mit dem des Abg. Paul Vogt kann ich nicht gleichzeitig einverstanden sein, weil sie sich gegenseitig ausschliessen. Abg. Paul Vogt:
Es wird da herumgemunkelt, ich möchte irgendetwas kippen. Ich glaube, darum geht es nicht, sondern es geht einfach darum, dass, wenn Eintreten beschlossen wird, dann ist es klar. Aber ich sehe jetzt eigentlich kaum die Möglichkeit dafür. Und wenn dann Nichteintreten beschlossen wird, dann gibt es zwei Alternativen. Die eine heisst: Man will gar nichts wissen von der gegliederten Sekundarstufe, man will bei der dreiteiligen Gliederung bleiben. Das wäre der Antrag Beck. Und der Antrag Sprenger sagt: Grundsätzlich sind wir für die gegliederte Sekundarstufe bereit. Ich glaube, das ist einfach ein sauberes Verfahren, wenn man in dieser Weise abstimmt.Abg. Rudolf Lampert:
Ich ziehe meinen Antrag zurück und verlasse mich darauf, dass jeder weiss, über was er jetzt abstimmt.Abg. Volker Rheinberger:
Also ich muss noch einmal sagen, ich würde die Situation so beurteilen: Wenn wir zuerst über Eintreten abstimmen und diese Abstimmung keine Mehrheit findet, dann ist Nichteintreten beschlossen, dann ist diese Vorlage vom Tisch. Landtagspräsident Peter Wolff:
Das ist in diesem Fall sicher nicht so, Herr Abg. Rheinberger. Weil wir haben drei Anträge vorliegen und wir müssen über alle drei abstimmen. Das wäre nur dann eine definitive Entscheidung auf Nichteintreten, wenn keine anderen Anträge im Rahmen der Eintretensdebatte gestellt worden wären. Wir könnten genauso gut theoretisch in der anderen Reihenfolge abstimmen. Das würde am Ergebnis meiner Meinung nach nichts ändern. Gibt es noch Wortmeldungen? Dann bitte ich um Aufmerksamkeit, wir stimmen jetzt ab. Ich bin ein gebranntes Kind von gestern. Dürfte ich die Abgeordneten Vogt und Rheinberger bitten, dem Abstimmungsvorgang Ihre Aufmerksamkeit zu widmen. Wir stimmen jetzt ab über den Antrag der Regierung, auf diese Vorlage ohne Wenn und Aber, also ohne Berücksichtigung eines der beiden anderen gestellten Anträge einzutreten.Wer mit Eintreten einverstanden ist, möge die Hand erheben.Abstimmung: 11 Stimmen
Landtagspräsident Peter Wolff:
Der Antrag ist nicht angenommen. Dann stimmen wir ab über den Antrag des Abg. Alois Beck. Ich habe den Antrag vorher verlesen. Wollen Sie, dass ich ihn noch einmal verlese? Ich glaube, es ist allgemein klar. Wer mit dem Antrag des Abg. Alois Beck auf Rückweisung an die Regierung unter Berücksichtigung dieser 10 Punkte einverstanden ist, möge die Hand erheben.Abstimmung: 12 Stimmen
Landtagspräsident Peter Wolff:
Der Antrag ist nicht angenommen. Dann stimmen wir ab über den Antrag des Abg. Peter Sprenger. Er hat beantragt, die Vorlage an die Regierung zu überweisen zur Überarbeitung im Sinne der vorgeschlagenen Schulstrukturreform, aber zur Überarbeitung unter Berücksichtigung der Bedenken vieler Lehrer und Eltern und der Überprüfung von Massnahmen zur Verbesserung der Durchlässigkeit. Das war im Wesentlichen Ihr Antrag. Wer diesem Antrag zustimmt, möge die Hand erheben.Abstimmung: 12 Stimmen
Landtagspräsident Peter Wolff:
Der Antrag ist nicht angenommen. Damit hat der Landtag Nichteintreten auf diese Vorlage beschlossen. Wird das Wort noch gewünscht? Das ist nicht der Fall. Dann machen wir jetzt eine Pause bis 20.40 Uhr. DIE SITZUNG IST UNTERBROCHEN (UM 20:15 UHR)
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