Thronreden

27. Januar 2022

Thronrede, Erbprinz Alois

Aufklappen und Zuklappen

Thronrede anlässlich der Eröffnung des Landtages am 27. Januar 2022

Es gilt das gesprochene Wort!


ANSPRACHE

SEINER DURCHLAUCHT ERBPRINZ ALOIS VON UND ZU LIECHTENSTEIN

ANLÄSSLICH DER LANDTAGSERÖFFNUNG

am 27. Januar 2022

Sehr geehrte Landtagsabgeordnete und Regierungsmitglieder 

Auch zu Beginn dieses Jahres kämpfen wir noch mit der Pandemie. Wir alle haben gehofft, dass der zweite Winter wegen der Impfstoffe und den gewonnenen Erfahrungen einfacher sein wird. Leider haben sich aber die Befürchtungen bewahrheitet, dass uns neue Virus-Varianten vor neue Herausforderungen stellen werden. Zum Glück geben die jüngsten Entwicklungen aber wieder mehr Zuversicht auf ein Ende der Pandemie. 

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um all jenen zu danken, die in dieser Zeit der Pandemie Ausserordentliches geleistet haben und nach wie vor leisten. Dazu gehören auch die Mitglieder der Regierung. Ebenfalls danken möchte ich allen Landtagsabgeordneten für Ihre überparteiliche Botschaft anlässlich der letzten Landtagssitzung. Damit haben Sie in dieser schwierigen Zeit ein Zeichen des Zusammenhalts gesetzt. Auch in den nächsten Monaten wird es wichtig sein, dass Landtag und Regierung eng zusammenarbeiten, damit wir neben der Pandemie weitere grossen Herausforderungen erfolgreich bewältigen. 

Es ist daher sehr erfreulich, dass eine überparteiliche und von verschiedensten Interessensgruppen breit getragenen Initiative die gemeinsame Entwicklung eines längerfristigen Raum- und Mobilitätskonzeptes angestossen hat. Wenn wir einen attraktives und lebenswertes Liechtenstein erhalten und unsere Klimaziele erreichen wollen, dann ist ein solches Konzept als langfristiger Orientierungsrahmen von grosser Bedeutung. 

Die demographische Entwicklung ist eine weitere Herausforderung, für die wir einen langfristigen Orientierungsrahmen in Form einer attraktiven und ganzheitlichen Vision samt übergeordneten Zielsetzungen und Prinzipien benötigen. Ich begrüsse es deshalb sehr, dass sich die Regierung laut Regierungsprogramm in dieser Legislaturperiode der demographischen Entwicklung umfassend widmen möchte und neben verschiedenen Massnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf vor allem auch für die mittel- und langfristige Ausrichtung eine Altersstrategie erarbeiten will. 

Die Kleinheit unseres Landes und unser Staatssystem bieten Politik, Wirtschaft und der breiten Bevölkerung die Möglichkeit, sich auf einen langfristigen, strategischen Orientierungsrahmen zur erfolgreichen Bewältigung der demographischen Entwicklung zu einigen. Die Arbeit daran darf jedoch nicht zu einer Verzögerung von nötigen Reformmassnahmen führen. Im Gegenteil, nötige Massnahmen, die sich mit der grundsätzlichen Stossrichtung vereinbaren lassen, sollten wir im Sinne von ersten Erfolgsschritten sofort umsetzen. 

An dieser Stelle möchte ich nicht nur einen abstrakten Wunsch äussern. Es ist mir ein Anliegen, Ihnen auch schon einige konkretere Gedanken mitzugeben, in welche Richtung die Vision, die Zielsetzungen und die Prinzipien zur erfolgreichen Bewältigung der demographischen Entwicklung gehen könnten. 

Liechtenstein sollte die Vision haben, ein Land von hoher Lebensqualität zu sein, in dem Menschen gut und gerne älter werden. Bis ins hohe Alter sollten die Einwohnerinnen und Einwohner am gesellschaftlichen Leben aktiv teilnehmen sowie möglichst unabhängig und selbstbestimmt leben können. Die Generationen sollten sich gegenseitig unterstützen. Land, Gemeinden, Wirtschaft, die Gesellschaft als Ganzes sowie jede und jeder Einzelne sollten dafür auch gemeinsam Verantwortung wahrnehmen.

 Um einer solchen Vision entsprechen zu können, sollten wir vor allem auch Antworten auf folgende Fragen suchen:

  • Wie stärken wir den Zusammenhalt zwischen den Generationen?
  • Wie verbessern wir die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf?
  • Wie erleichtern wir das Arbeiten und auch sonstige Beschäftigungen im Alter?
  • Wie regeln wir am besten die Gesundheit, Pflege und Betreuung im Alter?
  • Wie sichern wir unsere Pensionsvorsorge wirklich nachhaltig?
  • Wie gestalten wir das Wohnen und Leben im Alter noch attraktiver?
  • Wie bereiten wir uns letztlich auch am besten auf unser Lebensende vor?
     

Bei der Entwicklung der Konzepte in den Bereichen demographische Entwicklung, Raumplanung und Mobilität darf die Arbeit nicht nur auf den Schultern eines einzelnen Ministeriums ruhen. Wir werden nur erfolgreich sein, wenn das jeweils federführende Ministerium die Unterstützung der gesamten Regierung, des Landtages und von möglichst vielen aus allen Bereichen der Gesellschaft erhält. Dabei sollten wir alle Generationen miteinbeziehen, damit unser Land für alle, auch für unsere Jugend noch attraktiver wird.

 

Sehr geehrte Landtagsabgeordnete und Regierungsmitglieder 

Bald beginnt das zweite Jahr der Legislaturperiode. Hoffentlich wird uns die Pandemie in den kommenden Monaten nicht zu sehr beanspruchen, sodass wir uns ausreichend den weiteren Herausforderungen der kommenden Jahre widmen können. Lasst uns in dieser Legislaturperiode gemeinsam langfristige und breit getragene Grundlagen für eine erfolgreiche Bewältigung dieser Herausforderungen schaffen. Durch ein solch konstruktives Arbeiten an Zukunftsthemen wie in den Bereichen Raumplanung, Mobilität und Demographie können wir nicht nur den Zusammenhalt in der Bevölkerung stärken, sondern auch einen entscheidenden Beitrag für ein noch lebenswerteres Liechtenstein leisten. Für Ihre verantwortungsvolle Aufgabe wünsche ich Ihnen Kraft, Weisheit und Gottes Segen!