Liechtensteinische Landeshymne

Melodie

Der Ursprung der Melodie ist genauso wenig eindeutig bewiesen, wie der Autor. Zum ersten Mal publiziert wurde die Melodie jedoch 1744 in einem Werk der englischen Komponisten John Bulls (1562–1628) und Henry Purcells (1659–1695) in der Liedersammlung «Threasure Musicus». Beide hatten davor bereits Motive daraus in ihrem Tanzstück bzw. Minuett verwendet. Am 28. September 1745 wurde die vom Komponisten Thomas Augustin Arne geschriebene Version des Liedes «God save the King» im Drury Lane Theater in London uraufgeführt und im selben Jahr zur englischen Nationalhymne erklärt – und somit zur ersten Nationalhymne eines Landes überhaupt.

Durch ihre kraftvolle Melodie verbreitete sich das Lied schnell und wurde im 19. Jahrhundert in den Hymnen von über 30 Länder verwendet. Als erstes Land ist Dänemark zu nennen, die Schweiz verwendete die Melodie bis 1961 für ihre damals offizielle Hymne «Rufst du mein Vaterland» von Johann Rudolf Wyss. Nach Liechtenstein fand die Melodie ihren Weg den Vermutungen zufolge über die Studierenden und Saisonarbeiter, denn in den umliegenden Ländern war die Melodie bereits Bestandteil der eigenen Hymnen.

Die Form und den Charakter beschrieb der Liechtensteiner Josef Frommelt in seiner recherche über die Landeshymne wie folgt:
«Der erste Teil besteht aus sechs Takten, die in drei zweitaktige Phrasen unterteilt sind, von denen die ersten zwei den gleichen Rhythmus aufweisen. Der zweite Teil besteht aus acht Takten, die in vier zweitaktige Phrasen unterteilt sind. Signifikant ist die zweitaktive Phrase in den Takten 7 und 8, die in den Takten 9 und 10 als Sequenz einen Ton tiefer wiederholt werden. Die letzten vier Takte bilden den melodischen Höhepunkt, wobei die Melodie der letzten zwei Takte in verschiedenen Versionen vorkommt.»
Quelle: S. 19, Josef Frommelt: Die liechtensteinische Landeshymne, Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 104 (2005)

Singtext

Es wird angenommen, dass der 1852 als Frühmessner in Balzers tätige Jakob Josef Jauch den ursprünglichen Singtext zur heutigen Liechtensteiner Nationalhymne in Form des Gedichtes «Oberst am deutschen Rhein lehnet sich Liechtenstein» schrieb. Diese Fassung verbreitete sich in Liechtenstein schnell, wurde jedoch nie offiziell anerkannt. Der älteste Notenbeweis geht auf das Jahr 1862 zurück, als Florian Kindle der Triesner Musikgesellschaft die Noten unter dem Titel «Vaterlands-Himne» in ein Partiturbuch niederschrieb. Der erste Nachweis einer Aufführung geht auf den 29. September 1895 zurück, als die Hymne «Oberst am deutschen Rhein» im Rahmen der Eröffnung der Landesausstellung in Vaduz gespielt wurde.

Offizielle Einführung

Obwohl üblich, wurde die Hymne mit dem Singtext von Jakob Josef Jauch und die Melodie «God save the King» nie per Gesetzt zur offiziellen Liechtensteiner Landeshymne erklärt. Ende des 19. Jahrhunderts bestanden Bestrebungen, eine Nationalhymne zu bestimmen. Laut mündlichen Überlieferungen fand dazu gar ein Hymnenwettbewerb statt. Eine neue Hymne wurde nicht gefunden, jedoch der Singtext der bestehenden mehrmals angepasst. So wurde zum Beispiel das Wort «Oberst» durch «oben» ersetzt oder «deutschen Rhein» durch «jungen Rhein». Der Historische Verein Liechtenstein richtete sich 1946 mit einem Änderungsvorschlag an die Regierung, wobei unter anderem die Stelle «im deutschen Vaterland» mit «mein treues Vaterland» ersetzt werden sollten und die zweite und dritte Strophe der bisher «inoffiziellen» Landeshymne gestrichen werden sollten. Der Landtag erklärte 1963 diese Text-Version mit Mehrheitsbeschluss zur offiziellen Liechtensteiner Landeshymne.

Die verwendete Melodie jedoch war nach wie vor nicht offiziell zur Landeshymne erklärt worden, weshalb die Hymne in unterschiedlichen Tonlagen aufgeführt wurde. Dies holte die Regierung im 1983 nach und erklärte eine einheitliche Fassung für Orchester mit Chor beziehungsweise für Blasmusik zur offiziellen Version.

Wie wird gesungen?

Die Landeshymne wird stehend gesungen. Das Heben der Hand bei den Worten «Hoch leb der Fürst vom Land, hoch unser Vaterland» entspricht der schon im 19. Jahrhundert üblichen Geste bei Hochrufen auf den Fürsten.

Quelle: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Band 104, Seiten 7-68 (Link zur Liechtensteiner Landesbibliothek)