Ansprache des Landtagspräsidenten Albert Frick anlässlich des Staatsfeiertages 2024
Durchlauchter Landesfürst
Durchlauchter Erbprinz
Königliche Hoheit
Durchlauchten
Geschätzte Mitglieder von Landtag und Regierung
Exzellenzen
Liebe Liechtensteinerinnen, liebe Liechtensteiner
Liebe Gäste
Wir haben soeben die gehaltvolle Rede von S.D. Erbprinz Alois vernommen. Dies an einem ganz besonderen Tag. Vor genau 20 Jahren, am 15. August 2004 übergab S.D. Fürst Hans-Adam II. die hoheitlichen Rechte des Staatsoberhauptes an seinen Sohn, S.D. Erbprinz Alois. Durchlauchter Erbprinz, im Namen des liechtensteinischen Volkes gratuliere ich Ihnen herzlich zum 20-jährigen Jubiläum. Es ist beglückend, miterleben zu dürfen, wie Sie die Aufgaben des Staatsoberhauptes seit zwei Jahrzehnten mit kluger Überlegung, mit Weitsicht und mit humanitärer Gesinnung zum Wohle von uns allen ausüben. Herzlichen Dank, Durchlaucht.
Liebe Liechtensteinerinnen, liebe Liechtensteiner
Vor 12 Jahren stand ich zum ersten Mal auf dieser Bühne, um die Rede des Landtagspräsidenten zu halten. Ich habe damals in Erinnerung gerufen, warum wir unseren Staatsfeiertag genau am 15. August feiern. 12 Jahre später wiederhole ich das gerne.
Der Geburtstag des damaligen Fürsten Franz Josef II., der 16. August, und Maria Himmelfahrt als Feiertag der katholischen Kirche lagen nur einen Tag entfernt. Es entsprach dem liechtensteinischen pragmatischen Denken, die beiden Ereignisse noch zusammenzuführen und so erhob die Regierung 1940 den 15. August, Maria Himmelfahrt, zum Staatsfeiertag. Seither hält sich im Volksmund für den Staatsfeiertag zurecht der Begriff «Fürstenfest».
Liebe Festgemeinde
Heute halte ich meine letzte Rede zum Staatsfeiertag. Dies erlaubt es mir, einen Blick zu werfen, auf das was war, auf das was ist und auf das, was werden kann.
Die vergangenen Jahre waren geprägt von grossen Herausforderungen wie der Sanierung des Staatshaushaltes, der Pandemie oder globalen Krisen. Aber auch vom Bemühen, unser Staatswesen in geeigneter Weise zu gestalten und für die Zukunft zu befähigen. Wir durften in dieser Zeit auch bedeutende Feierlichkeiten geniessen:
Ich erinnere an das Jubiläum zu 300 Jahre Fürstentum Liechtenstein im Jahre 2019. Es war gütiges Schicksal, das die mittellose Herrschaft Schellenberg und die ebenso verarmte Grafschaft Vaduz mit dem Hause Liechtenstein in Verbindung brachte. Seit die beiden Landschaften 1719 zum Fürstentum Liechtenstein erhoben wurden, besteht unser Land seit nunmehr 305 Jahren in den gleichen Grenzen und trägt den Namen unseres Fürstenhauses.
Oder ich erinnere an das Jahr 2021, als wir 100 Jahre Landesverfassung feiern konnten. Die Verfassung bildet die Grundlage für unser stabiles Staatswesen und für die gute Entwicklung des Landes. Sie garantiert über weitgehende direktdemokratische Rechte die aktive Mitbestimmung des Volkes bei der Gestaltung des Landes.
Und ich erinnere auch an das vergangene Jahr 2023 mit den Feierlichkeiten zu 100 Jahre Zollanschlussvertrag mit der Schweiz. Mit dem Zollvertrag wurde ein Grundstein für die erstaunliche wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes gelegt. Es war für mich ein überaus bewegender Moment als ich im Bundeshaus in Bern vor den 246 Entscheidungsträgern der Vereinigten Bundesversammlung den Zollvertrag würdigen und verdanken durfte.
Die Beziehungen zu beiden unseren Nachbarstaaten, aber auch zu unseren europäischen Partnern waren mir stets ein besonderes Anliegen.
Ich wünsche unseren Nachkommen, dass sie noch viele Jahrhunderte lang Gelegenheit haben werden, liechtensteinische Jubiläen zu feiern. Unser Land möge als Hort des Friedens, des Wohlstands und der gelebten Gemeinschaft noch viele Jahrhunderte lang ein Beispiel für gute Staatsführung sein.
Werte wie Freiheit, Unabhängigkeit und Menschenwürde sind in unserer Gesellschaft tief verankert. Sie werden ergänzt durch ausgeprägten Arbeitswillen und durch Innovationskraft. Wir haben diese Werte von unseren Vorfahren übernommen und wollen sie weitergeben. Sie bilden die Grundlage für die vielfältigen Erfolge unseres Staatswesens, die wir heute auch einmal mit Stolz erwähnen dürfen:
Mit den Mitgliedschaften in der UNO und dem EWR wurde erreicht, dass Liechtenstein international anerkannt wurde. Wir nehmen unsere Rolle in der globalen Gemeinschaft verantwortungsbewusst wahr.
Unsere stark diversifizierte Wirtschaft schafft mehr Arbeitsplätze, als wir Einwohnerinnen und Einwohner haben. Die Produkte und Dienstleistungen unserer Unternehmen sind weltweit geschätzt.
Soziale Gerechtigkeit wird im Lande mit Sorgfalt gefördert, sodass alle Bevölkerungsschichten ein menschenwürdiges Leben führen können.
Das kulturelle Leben ist landauf landab ausgeprägt, vielfältig und traditionsbewusst und befindet sich in lebhafter Weiterentwicklung.
Dem Umweltschutz und der Nachhaltigkeit wird die Bedeutung zugemessen, die der Klimawandel gebietet.
Die landschaftliche Schönheit unseres Landes ist ein wunderbares Geschenk, zu dem mit Umsicht Sorge getragen wird.
Der grösste Reichtum unseres Landes aber sind die Menschen, die hier leben. Sie prägen unser Wirken, unser Zusammenleben und all das, was uns Heimat ist.
Das Erwähnte soll keine unreflektierte Lobeshymne sein. Wir müssen uns stets bewusst sein, dass nichts selbstverständlich ist. Unser Wohlergehen ist auch das Resultat einer glücklichen Fügung. Bewahren wir uns daher eine Grundhaltung von Zufriedenheit und Dankbarkeit.
Liebe Liechtensteinerinnen, liebe Liechtensteiner
Die Zukunft unseres Landes gehört der Jugend. Geben wir unseren Nachkommen gutes Geleit auf ihrem Weg, damit sie in der Lage sein werden, kommende nationale und globale Herausforderungen gut zu meistern. Ich bin der festen Überzeugung, dass Liechtenstein eine prosperierende Zukunft vor sich haben kann. Erlauben Sie mir, drei Ratschläge zu hinterlassen, die das fördern können:
1. Stehen wir zu unseren christlichen Wurzeln. Gottvertrauen hilft in vielen Lebenssituationen. Im kommenden Heiligen Jahr 2025 würde sich eine Liechtenstein-Wallfahrt nach Rom anbieten, um eine gute Nachfolge für unser Erzbistum zu unterstützen.
2. Vertrauen wir auf unsere Staatsform, die die Staatsgewalt im Fürsten und im Volk verankert. Das monarchische Element ist ein Garant für Kontinuität und Stabilität und verschafft uns unsere ganz besondere Identität. Schon oft habe ich von Heimkehrenden gehört, dass sie sich dann wieder ganz zuhause fühlen, wenn sie Schloss Vaduz erblicken.
3. Setzen wir uns für unser Vaterland ein, egal in welcher Funktion. Unser Handeln soll von Vertrauen, Anstand und Gemeinschaftssinn geprägt sein und soll stets dem Ziel verpflichtet sein, den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu erhalten und zu stärken.
Ich fasse meine drei Ratschläge mit einem in Liechtenstein bestbekannten Leitgedanken zusammen: Für Gott, Fürst und Vaterland!
Liebe Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner,
Ich wünsche allen Anwesenden, der ganzen Einwohnerschaft und allen unseren Gästen ein fröhliches Fürstenfest. Ein herzliches Dankeschön geht an all jene, die den heutigen Festakt mitgestalten.
Lassen Sie mich mit einem Wort des persönlichen Dankes schliessen. Es war die Ehre meines Lebens, meiner Heimat, unserem geliebten Fürstentum Liechtenstein, 12 Jahre lang als höchster Volksvertreter dienen zu können.
Ich durfte auf Unterstützung und Anerkennung aus der Bevölkerung zählen. Dafür bedanke ich mich von ganzem Herzen und wünsche Ihnen allen Gottes Segen.